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Leuchtturm 1 in Linz/Hörsching – ein ökologisch hochwertiges Logistikgebäude

Von Mag. (FH) Verena Dolezal

Am 10.Oktober dieses Jahres wurde in Linz/Hörsching der LT1 – das zukunftsweisende Logistikgebäude der Firma Schachinger als Zentrallager für METRO Österreich eröffnet. Das Mammutprojekt mit täglichem Warenumschlag von mehreren hundert Tonnen ist ein Meilenstein in Sachen „Logistik trifft Ökologie“. Geplant und umgesetzt von POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN aus Steyr, die seit 13 Jahren auf dem Gebiet nachhaltiger Architektur tätig sind.

Abbildung 1: Neues Logistikgebäude der Firma Schachinger in Linz/Hörsching (Foto: Walter Ebenhofer)

Eine Vision wird Realität

Der Bauherr Max Schachinger, Logistik Manger des Jahres 2012, hat sich dem klaren Bekenntnis zur Nachhaltigkeit verschrieben. In einer Branche, die man normalerweise mit „dicken Brummis“ auf der Autobahn verbindet, wo man jedoch nicht im Entferntesten an Ökologie denken würde hat Schachinger in Verbindung mit dem Übergang zur dritten Generation bereits 2009 ein Mission Statement erarbeitet, welches sein Kerngeschäft in dem Spannungsdreieck Ökonomie - Ökologie - Soziales derart verankert sieht, dass Nachhaltigkeit als Ergebnis ein deutlich gesünderes Wirtschaften forciert. Auch METRO Österreich setzte auf der Suche nach einem neuen Partner im Logistikbereich unter anderem den Aspekt der Nachhaltigkeit als wichtiges Kriterium an. Schachingers Idee beim Leuchtturm 1 (LT1) war es, ein zukunftsweisendes Logistikgebäude mit noch nie dagewesener Konsequenz in den Bereichen Bauökologie und Energieeffizienz zu errichten. Die Umsetzung derselben begann mit der Planung durch POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN im Herbst 2012, der Spatenstich erfolgte Anfang März und nur sechs Monate später konnte das Gebäude in Betrieb genommen werden.

Logistik meets Ökologie

Holz prägt das LT1 in jeder Dimension, von der Konstruktion bis hin zur Fassade, darüber hinaus die Verwendung weitgehend ökologischer Baumaterialien. Die Anforderung in Bezug auf die Bauökologie-Bewertungsmatrix (PE CEE Nachhaltigkeitsberatung & Software Vertriebs GmbH) war es, dass ALLE anzuwendenden Materialien mindestens der Qualitätsstufe 2 (1=gut, 4=hervorragend) entsprechen mussten. In diese Bewertungsmatrix werden nur die besten ökologisch verträglichen Baustoffe aufgenommen, z.B. finden sich nur Kaltschaumstoffe frei von halogenierten Treibmitteln oder Beschichtungen für Holzoberflächen, die strengen Kriterien in Bezug auf ihre chemische Zusammensetzung und ökologische Verträglichkeit genügen. Im Endresultat sind nun viele der eingesetzten Materialien sogar in einer höheren Bewertungsstufe als 2 angesiedelt und die vorgegebenen Mindestanforderungen werden bei weitem übertroffen.

Die Konstruktionsausmaße dieses „überdimensionalen Holzhauses“ sind beeindruckend: Als Primärkonstruktion wurden Träger und Stützen aus Konstruktionsleimholz mit einem Achsmaß von 22 m verwendet, die Sekundärkonstruktion besteht aus Konstruktionsleimholz von 5 m Achsmaß im Gefälle. Eine Wandkonstruktion in Holzleichtbauweise schließt die Stützenfelder der Lagerhalle, beim Bürotrakt sind es Massivholzplatten. Herausfordernd war neben der Holzfassade vor allem die Energieversorgung. Da in den Hochregallagern des LT1 Waren aller Art für Metro Österreich, von Schokoriegeln bis zum Christbaumschmuck, gelagert und manipuliert werden, ist das Raumklima übers Jahr straff geplant: Die Temperatur beträgt immer zwischen 14° und 18° Celsius, die Luftfeuchtigkeit liegt bei 40°- 60° und das bei einem Warenaustausch von mehreren hundert Tonnen pro Tag über 14 wärmebrückenfrei ausgeführte Laderampen.

Der LT1 schließt an ein bereits bestehendes Lager im weitläufigen Logistikpark in Linz-Hörsching an und beinhaltet sowohl eine Lagerhalle von rund 11.000 m² als auch einen Bürotrakt von rund 860 m². Der gesamte umbaute Raum (BRI) kommt auf 138.220 m³.

Abbildung 2: Grundriss und Schnitte des Logistikgebäudes LT1 in Linz/Hörsching (Copyright POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN)

Bei einer Lagerguthöhe von 12 m im Innenbereich beträgt die Hallenhöhe außen 15,5 m. Dem Brandschutz trägt im Büro und der Halle eine Vollschutz-Sprinkleranlage Rechnung, ebenso wurde eine Brandmeldeanlage mit Frühwarnsystem installiert.

Die Haustechnik im Detail: Die Kühlung der Lagerhalle erfolgt durch Kältebereitstellung aus dem Grundwasser mit einer Wärmepumpe (teilweise durch Direktnutzung mittels Free-Cooling-Schaltung der Wärmepumpe), geheizt wird ebenfalls mittels Wärmepumpe durch Grundwassernutzung. Decken-Umluft-Kühlgeräte bringen die temperierte Luft in die Lagerhalle ein.

Im Bürotrakt sorgen Unterflurkonvektoren entlang der Fassade und eine Komfortlüftung für die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Die Komfortlüftung ist mit einem Rotationswärmetauscher ausgestattet, somit kann sowohl Wärme als auch Luftfeuchtigkeit wiedergewonnen werden, was sich Sommer wie Winter auf das Raumklima positiv auswirkt. Der Energiekennwert für das Büro liegt beim Heizen bei 13 kWh/m²a (Bruttogeschoßfläche), beim Kühlen bei 31 kWh/m²a (Bruttogeschoßfläche).

Erhellt wird der Leuchtturm energiesparend mit LED-Technologie mit einer Lichtpunkthöhe von 13 m in der Halle.

Architektur mit dem gewissen Etwas

Bei solch ökologischem Augenmerk kam auch das Gestalterische nicht zu kurz, sondern steht ebenfalls in der ersten Reihe. Seit 13 Jahren spezialisieren sich POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN darauf, Nachhaltigkeit mit Ästhetik zu verbinden. Anfangs wurden sie belächelt, doch  nun macht sich diese Erfahrung bezahlt. Das i-Tüpfelchen bei diesem Projekt ist die Gestaltung der Fassade in Barcode-Optik, ohne Barcode geht in der Logistik ja gar nichts. Holzlatten aus Weißtanne erzeugen durch dunkle Zwischenräume eine Fassade mit diesem speziellen Barcode-Effekt. Und innen riecht es nach Holz. Die Weißtanne stammt aus einem PEFC („Programme fort he Endorsement of Forest Certification Schemes“) zertifizierten Betrieb.

Abbildung 3: Innenansicht der Logistikhalle (Foto: Walter Ebenhofer)

Mit Farbakzenten in frischen Gelb-, Grün und Rottönen versprüht das Bauwerk innen viel eher gemütliche Wohnzimmeratmosphäre als Lagerhausdüsternis. Auch dies ist dem Bauherrn Max Schachinger ein Herzensanliegen - da sind wir wieder beim Spannungsdreieck Ökologie-Ökonomie-Soziales. Mitarbeiter sollen ihren Arbeitsplatz gern betreten und sich hier wohlfühlen.

Dieser starke Fokus auf Energieeffizienz und ökologische Bauweise geht jedoch nicht zu Lasten maßlos überhöhter Investitionskosten. Denn die Kosten liegen nur minimal über denen einer vergleichbaren Lagerhalle in konventioneller Ausführung. Und dies bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung und enormer Betriebskosteneinsparung. Dieses Zusammenspiel von Machbarkeit und Leistbarkeit erst macht die zukunftsweisende Signalwirkung des Leuchtturms 1 aus. Das Projekt wurde am 26. 9. 2013 mit dem Confare Blue & Green Building Award ausgezeichnet.

Autorin

Mag. (FH) Verena Dolezal ist bei POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.poppeprehal.at)

Über POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN

POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN wurde im Jahr 2000 von Mag. arch. Dr. Helmut Poppe und Mag. arch. Andreas Prehal mit dem Anspruch gegründet, neue Themen aufzugreifen und den wachsenden Bedürfnissen an Energie- & Kosteneffizienz sowie Nutzerfreundlichkeit zu entsprechen. Im Wettbewerb „Haus der Zukunft“ wurde POPPE*PREHAL noch im selben Jahr für ein einmaliges Konzept der Ökologisierung ausgezeichnet. POPPE*PREHAL entwerfen Gebäude mit dem Energieverbrauch von Passivhäusern, die den Begriff „Moderne“ über ästhetische Inhalte hinaus definieren.

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