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2006-01: Bauen und Sanieren

Thema

Durch hochwertige energetische Gebäudesanierung können Energieverbrauch und Betriebskosten um 80% und mehr reduziert werden. Damit einher geht eine Steigerung des Gebäudewerts und der Wohnqualität. Genau darauf zielt das Projekt „ökosan – Die Modernisierungsinitiative Oststeiermark“ mit Schwerpunkt auf großvolumige Gebäude ab.

Quelle: Ernst Schweitzer AG

ökosan - Die Modernisierungsinitiative Oststeiermark

Von Christian Fink und Ernst Blümel*

Mit der nationalen Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie ab 2006, der Festlegung der österreichischen Klimaschutzziele innerhalb des Kyoto-Protokolls und der Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen Bund und Ländern ist der allgemein spürbare Trend der energie- und ökoeffizienten Gebäudemodernisierung offiziell niedergeschrieben. Gleichzeitig werden damit auch wesentliche Rahmenbedingungen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen in Österreich geschaffen.
Die hochwertige ökologische Gebäudemodernisierung liefert dabei nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele sondern auch zahlreiche ökonomische und soziologische Argumente für den Objekteigentümer, -nutzer und -verwalter:

  • Perfekte Antwort auf die aktuelle Entwicklung der Energiepreise (Abbildung 1);
  • Immobilienwert wird langfristig gesichert;
  • Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Neubau wird erhöht (Stichwort „Energieausweis“);
  • Wohn- bzw. Arbeitsqualität werden nachhaltig gesteigert;
  • Nutzungsflexibilität der Gebäude wird maximiert;
  • Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern wird geschaffen und somit langfristig kalkulierbare Betriebskosten erreicht.

Abbildung 1: Heizkosten heute und in 20 Jahren (Berechnungsgrundlage ist eine 4,5%ige Energiepreissteigerung pro Jahr)

Die Modernisierungsinitiative ökosan

Der Wärmebedarf für den Gebäudebereich umfasst in der Steiermark rund 30% des gesamten Energieverbrauchs. Die Betriebskosten steigen aufgrund schlecht gedämmter Gebäude, alter Heizsysteme und der immer höheren Energiekosten kontinuierlich. Die Konkurrenzfähigkeit des Gebäudebestandes ist gegenüber dem Neubau in der Regel nicht mehr gegeben. Trotz dieser Argumente und den bereits erläuterten neuen Instrumenten für Gebäudequalität und Klimaschutz (EU-Gebäuderichtlinie, Energieausweis, ökologische Standards in der Wohnbauförderung und Kyoto-Ziele) fehlt es aber an realisierten Projekten, die zum einen die Vorteile einer qualitativ hochwertigen Modernisierung „begreifbar“ machen und zum anderen die daraus resultierende Steigerung der Wohn- bzw. Arbeitsqualität vor Augen führen.
Genau hier setzt das Projekt „ökosan – Die Modernisierungsinitiative Oststeiermark“ an. Die während der internationalen Tagung „Ökologische Gebäudesanierung“ im Oktober 2005 in Weiz gestartete und über drei Jahre laufende Initiative richtet sich an Verantwortliche in den Bereichen der Gebäudeverwaltung und –erhaltung. Sie bietet die Chance, den steigenden Energiepreisen ein Schnippchen zu schlagen, langfristig leistbare Betriebskosten zu erreichen und den Immobilienwert zu erhöhen. Dazu werden umfassende von EU, Bund, Land und Wirtschaft unterstützte Leistungspakete angeboten. Diese reichen von der Gebäudeerhebung über Detailstudien bis hin zum Monitoring des ersten Nutzungsjahres nach der Objektmodernisierung.

Ziele und Zielgruppen von ökosan

Konkretes Ziel der Initiative ist es, bis 2008 mindestens 15 großvolumige Objekte in der Oststeiermark hochwertig zu modernisieren. Neben der enormen Steigerung der Wohnqualität und der Energiekostenreduktion soll die Realisierung dieser Vorzeigeprojekte aber auch zu weiterreichenden Ergebnissen mit hoher strategischer Bedeutung führen:

  • Nachhaltige Verbesserung des Sanierungsstandards;
  • Sogwirkung durch großvolumige Gebäude auf den Bereich des Einfamilienhauses;
  • Deckung des Restenergiebedarfs mit erneuerbaren Energieträgern;
  • Höchste regionale Wertschöpfung bei gleichzeitigem Beitrag zum Klimaschutz;
  • Reduktion der Abhängigkeit der Steiermark von fossilen Energieträgern;
  • Nationale und internationale Etablierung der Steiermark als Themenführer im Bereich Energieeffizienz und erneuerbarer Energieträger;
  • Stärkung und Etablierung der betreffenden österreichischen Wirtschaftsfelder;
  • Steigerung der Produkt- und Dienstleistungsexporte von österreichischen Technologieführern durch grenzüberschreitende Vernetzungs- und Know-how Transfer Aktivitäten.

Schwerpunktmäßig zielt die Initiative auf den Bereich „großvolumige Gebäude“ ab. Daher werden innerhalb von ökosan Entscheidungsträger in den fünf oststeirischen Bezirken Fürstenfeld, Feldbach, Hartberg Radkersburg und Weiz, die für kommunale Gebäude (BürgermeisterInnen, BauamtsleiterInnen) und Geschoßwohnbauten (Wohnbauträger, Hausverwaltungen) zuständig sind, angesprochen.

Abbildung 2: Hochwertige Gebäudemodernisierung reduziert bei sorgfältiger Ausführung den Energiebedarf von Gebäuden um 80% und mehr. Wärmebildaufnahmen stellen dabei ein gutes Instrument zur Qualitätssicherung dar.

Leistungen von ökosan

Zentraler Erfolgsfaktor innerhalb von ökosan ist die Begleitung der Modernisierungsvorhaben durch das Projektteam mittels integralem Ansatz. Dieser teilt sich in drei Stufen. Beginnt mit der „Quick-Check“ Bestandsanalyse, über den mehrstufigen Entscheidungsfindungsprozess, bis hin zur Umsetzungsbegleitung und Qualitätssicherung.
Im ersten Leistungspaket wird eine Analyse und Bewertung („Quick-Check“) von 30 großvolumigen Gebäuden durchgeführt. Die Auswahl dieser Gebäude erfolgt nach Kriterien der Realisierungschance sowie des wirtschaftlichen, energetischen und ökologischen Einsparpotenzials.
15 dieser im Leistungspaket I untersuchten Objekte werden in weiterer Folge mit Detailstudien (Leistungspaket II) unterstützt. Den Abschluss bildet das Leistungspaket III mit qualitätssichernden Unterstützungsarbeiten bei den konkreten Modernisierungsmaßnahmen sowie einem einjährigen Monitoring bei den 15 modernisierten Gebäuden.
Für die Inanspruchnahme aller drei Leistungspakete entstehen bei einem Gesamtwert von 10.800 Euro nur 1.800 Euro Selbstkosten für den Auftraggeber. Der Rest wird durch die Projektförderung abgedeckt.

Leistungspaket I – Quick Check

Im Rahmen des Leistungspakets I wird der Ist-Zustand von 30 Gebäuden erfasst. Ein mögliches Instrument, das hier zum Einsatz kommt, ist die Thermografie (siehe Abbildung 2). Durch diese können sowohl generelle thermische Schwachstellen als auch Baumängel lokalisiert und sichtbar gemacht werden.

Leistungsspektrum:

  • Begehung und Begutachtung des Gebäudes;
  • Thermografische Aufnahme des Gebäudes;
  • Bericht mit einer Analyse zu den Schwachstellen, Modernisierungsvorschlägen und Informationen über Förderungen;
  • Beratung durch qualifizierte Experten;
  • Präsentation der Ergebnisse vor den Projektverantwortlichen (z.B.: Gemeinderatssitzung, Hausversammlungen).

Abbildung 3: Die Analyse von haustechnischen Schwachstellen ist ein wichtiges Element innerhalb der Quick-Check Analyse

Leistungspaket II – Detailstudien

Im Leistungspaket II werden für jene 15 Objekte, die zur Umsetzung kommen, umfangreiche Detailstudien ausgearbeitet. Diese beschreiben mögliche Gesamtmodernisierungskonzepte hinsichtlich Einsparungen, Kosten, Förderungen und Finanzierung.

Leistungsspektrum:

  • Ausarbeitung unterschiedlicher Maßnahmenpakete;
  • Bewertung von Kosten und Einsparungen;
  • Schriftliche Zusammenfassung und Präsentation der Ergebnisse;
  • Berücksichtung von Förderungen und Finanzierungsmodellen;
  • Unterstützung bei den Treffen der Entscheidungsträger (z.B.: Gemeinderatssitzung, Hausversammlungen);
  • Begleitende Unterstützung in der Planungsphase.

Abbildung 4: innerhalb der Detailstudien werden einander verschiedene Modernisierungsvarianten energetisch, ökonomisch und ökologisch gegenübergestellt

Leistungspaket III – Umsetzungsbegleitung

Um bei den 15 konkreten Projekten eine qualitativ hochwertige Umsetzung des Konzeptes zu erreichen, stehen erfahrene Experten auch in entscheidenden Bau- bzw. Installationsphasen zur Verfügung.

Leistungsspektrum:

  • Gemeinsame Baustellentermine mit Fachplanern und ausführenden Unternehmen;
  • Durchführung qualitätssichernder Maßnahmen (Monitoring, Luftdichtigkeitsprüfung, Aufzeichnungsprotokolle, etc.);
  • Analyse des ersten Betriebsjahres;
  • Dokumentation und Präsentation.

Ergänzend zu diesen konkreten Leistungen für Kommunen, Wohnbauträger und Wohnbaugenossenschaften werden innerhalb von ökosan diverse Know-how Transfer Aktivitäten und Weiterbildungen für Planer, Architekten und Ausführende durchgeführt. Hier werden im Zuge von Workshops die Projektergebnisse präsentiert bzw. diese mit ihnen diskutiert. Zur Verbesserung einer grenzüberschreitenden Vernetzung wesentlicher Akteure (Architekten, Baumeister, Planer, etc.) werden auch Kooperationsveranstaltungen in Slowenien stattfinden. Den Höhepunkt dieser Veranstaltungsreihen bildet eine internationale Tagung zum Thema „Nachhaltige Modernisierung“ im Herbst 2007 in der Energieregion Weiz-Gleisdorf, wo die aktuellsten Innovationen und Aktivitäten zum Thema „Hochwertige Modernisierung von Gebäuden“ präsentiert werden.

Aktueller Projektstand und weitere Aktivitäten

Die bisherigen Ergebnisse innerhalb der Modernisierungsinitiative ökosan sind sehr vielversprechend. Weit über 400 TeilnehmerInnen (Fachpublikum) fanden sich bei der Auftaktveranstaltung innerhalb der internationalen Tagung „Ökologische Gebäudesanierung“ in Weiz im Oktober 2005 ein. Mehr als 100 Entscheidungsträger nahmen bei drei Informationsveranstaltungen in den beteiligten oststeirischen Bezirken teil. Es gibt bereits aus jedem Bezirk Interessensbekundungen zur Teilnahme an der Modernisierungsinitiative. Derzeit gibt es über 40 potenzielle Modernisierungsprojekte in den fünf Bezirken. Drei Leistungspakete für konkrete Modernisierungsvorhaben wurden bisher gestartet.

Abbildung 5: Die bisherigen Informationsveranstaltungen stießen auf großes Interesse und lockten über 100 Entscheidungsträger nach Fehring, Hartberg und Straden (Bild: Auftaktveranstaltung im Oktober 2005 in Weiz) (Bildquelle: Stadtgemeinde Weiz) umwelt_weinverkost4.jpg

Weitere Informationen

Möchten auch Sie die Leistungen innerhalb der Modernisierungsinitiative ökosan in Anspruch nehmen oder sich darüber detaillierter informieren, so rufen Sie uns unter der Servicestelle 03112 / 58 86 – 63 an, schicken Sie uns ein Email (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).

Abbildung 6: ökosan – Informationsfolder. Dieser kann beim Projektteam kostenlos angefordert werden

ökosan Kooperationspartner

„ökosan – Die Modernisierungsinitiative Oststeiermark“ ist ein aktuelles Projekt im Rahmen des Programms „Energieregion Oststeiermark“ und wird in Kooperation mit der EU (INTERREG III A), dem Bund (Lebensministerium - klima:aktiv wohnmodern, BMWA – Wohnbauforschung), dem Land Steiermark (A3 Wissenschaft und Forschung, A 15 Wohnbauförderung, FA 19D Abfall- und Stoffwirtschaft, A 16 Landes- und Gemeindeentwicklung, NÖST, WIN Bau) und der Wirtschaft durchgeführt.

ökosan wird unterstützt von


Sto Ges.m.b.H., 8055 Neu-Seiersberg, Otto-Baumgartnerstrasse 7
Komm.-Rat Ing. Hans-Werner Frömmel, Innungsmeister
Ing. Johann Muhr; Gebietsleiter Steiermark
Telefon: +43-316-296800-8115
Fax: +43-316-296800-8900
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.sto.com


Wirtschaftskammer Steiermark, Landesinnung Bau
8021 Graz, Körblergasse 111-113
Dr. Otmar Donnerer, Geschäftsführer
Telefon: +43-316-601 486
Fax: +43-316-601 401
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
http://portal.wko.at/wk/startseite_dst.wk?AngID=1&DstID=7056 (bessere Adresse gibt es nicht. Ev. Nur blau markierten Teil verwenden...)


ALU KÖNIG STAHL GMBH
1150 Wien, Goldschlagstraße 87 - 89
Herbert Neuherz, Information und Beratung Steiermark
Telefon:+43-3112 - 36428-11
Fax:+43 3112 - 36428-13
Email h.neuherz@ alukoenigstahl.com
www.alukoenigstahl.com

Steirische Gas-Wärme GmbH. Ein Unternehmen der Energie Steiermark
8041 Graz, Gaslaternenweg 4
Dipl.-Ing. Bernhard Weinberg, Leiter des Bereiches Contracting und erneuerbare Energien
Telefon: +43-316-9000-58810
Fax: +43-316-9000-28070
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.e-steiermark.com

Das ökosan Projektteam

  • AEE INTEC, Gleisdorf (Projektleitung)
  • Architekturbüro Kaltenegger, Passail
  • Weizer Energie- und Innovationszentrum, Weiz
  • IG Passivhaus Steiermark-Burgenland, Hartberg
  • Regionalmanagement Oststeiermark, Feldbach
  • Architekturbüro Mutewsky, Weiz
  • Grazer EnergieAgentur, Graz

*) Dipl.-Ing. Ernst Blümel und Ing. Christian Fink sind Mitarbeiter der AEE INTEC in Gleisdorf, www.aee-intec.at [^]

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