Zeitschrift EE

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2006-04: Solarwärme boomt

Nachhaltige Gebäude

Abbildung 1: Thermografie eines Wohnhauses vor der Sanierung

Die Modernisierung von Wohngebäuden ist eine der zentralen Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele. Entsprechende Technologien und ausgereiftes Know-How für die Umsetzung von energetischen Sanierungen stehen zur Verfügung. Es gilt daher, die Betroffenen von den Vorteilen modernisierter Gebäude zu überzeugen.

Thermografie- und Beratungsaktion des Landes Steiermark

Von Gerhard Lang und Boris Papousek*

Das Land Steiermark, Abteilung 15 – Wohnbauförderung, hat daher die Thermografie- und Beratungsaktion initiiert. Diese Aktion will zur Bewusstseinsbildung von Eigenheimbesitzern, Bewohnern und Gebäudeverantwortlichen beitragen und energetisch hochwertige Sanierungen anregen.
Mit der Krise zwischen Russland und der Ukraine zeigte sich im letzten Winter erstmalig die Unsicherheit für die europäische Gasversorgung. Die Energielieferungen Russlands, dem mit einem Anteil von rund 70 % bedeutendsten Gaslieferanten für Europa, wurden in Folge des Streits um bis zu einem Drittel reduziert. Aber auch die massiven Preissteigerungen bei Rohöl (bis zu 80 US$ im Sommer 2006) sind ein Indiz für das zunehmende Problem, mit den vorhandenen, fossilen Energieressourcen den Energiehunger der Welt zu decken. Neben der Versorgungssicherheit und den steigenden Energiepreisen ist insbesondere die globale Klimaerwärmung Thema für die steirische Energiepolitik.
Die Abteilung Wohnbauförderung des Landes Steiermark setzt diesen Herausforderungen entscheidende Maßnahmen entgegen. Neben der umweltorientierten Novellierung der steirischen Wohnbauförderung bietet die Thermografie- und Beratungsaktion des Landes Steiermark konkrete Unterstützung für alle, die mit hohen Energiekosten, mangelndem Komfort oder einem Sanierungsbedarf kämpfen.
Im Rahmen der Aktion erhalten Eigenheimbesitzer sowie Bewohner und Gebäudeverantwortliche von Geschoßwohnbauten eine thermografische Analyse und spezifische Informationen zur Verbesserung der thermisch-energetischen Qualität ihrer Wohnhäuser. Die Thermografie-Aufnahme (= Infrarot-Aufnahme) macht dabei die wärmetechnischen Schwachstellen in einer farbigen Aufnahme sichtbar. Stellen hoher Wärmeverluste erscheinen rötlich bis weiß, die nach außen kühlen, gut gedämmten Bereiche erscheinen blau. Damit können ganz gezielt Sanierungsmaßnahmen eingeleitet werden.

Aufbau der Thermografie- und Beratungsaktion

Die Aktion bietet für EigentümerInnen von Einfamilienhäusern wie auch von Mehrfamilienhäusern speziell abgestimmte Beratungspakete. Das geförderte Beratungspaket für Einfamilienhäuser beinhaltet die thermografische Aufnahme des Gebäudes, einen Bericht mit Analyse der Schwachstellen und Sanierungsvorschlägen, sowie ein Beratungsgespräch mit qualifizierten Experten.
Die Kosten für dieses Paket belaufen sich auf 700,- Euro. Die Förderung des Landes Steiermark beträgt 450,- Euro - für den Eigenheimbesitzer verbleiben somit nur 250,- Euro!
Das umfassende Beratungspaket für Mehrfamilienhäuser beinhaltet:

  • ein Erstgespräch vor Ort
  • die thermografische Aufnahme des Gebäudes
  • einen Bericht mit Analyse der Schwachstellen und Sanierungsvorschlägen
  • ein Beratungsgespräch mit qualifizierten Experten (ebenfalls vor Ort)
  • und bei Bedarf Unterstützung bei einer Hausversammlung.

Das Gesamtpaket für Mehrfamilienhäuser kostet 1.800,- Euro und wird einerseits vom Land Steiermark und andererseits vom klima:aktiv Programm wohn:modern mit jeweils bis zu 600,- Euro pro Mehrfamilienhaus unterstützt. Für den Gebäudeeigentümer großvolumiger Gebäude verbleiben somit nur 600,- Euro! Weitere Zuschüsse z.B.: durch Gemeinden sind ebenfalls möglich.
Die Aktion trägt damit zur nachhaltig verbesserten Energieeffizienz bei Gebäudesanierungen und zum Klima- und Umweltschutz bei. Insbesondere kann durch dieses Instrument das Bewusstsein für die Notwendigkeit von thermischen Sanierungen gehoben und die Akzeptanz von Sanierungsmaßnahmen bei Eigentümern, Bewohnern und Gebäudeverantwortlichen gefördert werden. Als weiteren Nutzen bewirken die ausgelösten Sanierungsinvestitionen schließlich auch eine für das Bundesland Steiermark wichtige regionale Wirtschaftsbelebung im Bausektor.

Abbildung 2: Thermografie eines Wohnhauses nach der Sanierung

Ergebnisse der ersten Aktion

Diese Aktion wurde im Winterhalbjahr 2005/06 erstmalig durchgeführt und erreichte mit knapp 300 Eigenheimbesitzern um rund 50 % mehr Interessenten als geplant. Auch im Bereich der großvolumigen Wohngebäude wurde die Zielgröße mit 45 Gebäuden überschritten. Ein Bedarf an weiteren Beratungen ist gegeben: Derzeit liegen bereits rund 100 Vormerkungen für Thermografie-Beratungen bei Einfamilienhäusern und rund 20 bei Geschoßwohnbauten vor.
Darüber hinaus sind die möglichen Effekte der Thermografie- und Beratungsaktion auf die Zielsetzungen des Landes Steiermark beachtlich. Das realistisch zu erreichende Potenzial an Energieeinsparung beläuft sich im Ein- und im Mehrfamilienhausbereich auf jeweils rund 40 %! Unter der Annahme, dass alle empfohlenen Maßnahmen umgesetzt werden, können die CO2-Emissionen im Einfamilienhausbereich um rund 680 Tonnen pro Jahr reduziert werden. Im Mehrfamilienhausbereich ist eine noch größere Einsparung möglich: Die CO2-Emissionen können um rund 1.000 Tonnen pro Jahr gesenkt werden.

Umsetzung der Aktion

Die Aktion erfolgt in Kooperation mit dem klima:aktiv Programm wohn:modern, dem Programm zur Modernisierung von Wohngebäuden im Rahmen der Klimaschutzinitiative des Lebensministeriums (koordiniert von der Österreichischen Energieagentur).
Mit der Koordination der Umsetzung der Aktion ist die Grazer Energieagentur beauftragt. Die Grazer Energieagentur arbeitet im Rahmen der Aktion mit den Partnern AEE-INTEC, Energieagentur Obersteiermark, Energieagentur Weststeiermark, LandesEnergieVerein Steiermark, Lokale Energieagentur Oststeiermark und verschiedenen Thermografie-Anbietern zusammen.

Fortsetzung im Winter 2006 / 07

Nicht zuletzt wegen des anhaltenden Interesses wird die Thermografie- und Beratungsaktion im kommenden Winter fortgesetzt! Interessenten können sich bereits jetzt bei einer der genannten Beratungsstellen anmelden.
Grazer Energieagentur, Thermografie- und Beratungsaktion:
Tel.: 0316 / 811 848 - 24
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Abbildung 3: Verringerte Wärmeverluste durch Fenstertausch und Wärmedämmung

*)Dipl.-Ing. Boris Papousek ist Geschäftsführer der Grazer Energieagentur GmbH, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Dipl.-Ing. Gerhard Lang ist Mitarbeiter der Grazer Energieagenur GmbH und Projektleiter der Thermografie- und Beratungsaktion des Landes Steiermark, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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