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2008-04: Nachhaltige Gebäude

 

Nachhaltige Gebäude

Abbildung 1: ENERGYbase Das innovative "Haus der Zukunft" (Quelle: WWFF)

Gemäß dem Motto: „Vom Null-Energie-Haus zum Plus-Energie-Haus“ startet das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) ein neues Forschungs- und Technologieprogramm, mit dem die nächste Generation von technologischen Lösungen für zukünftige Gebäude entwickelt werden soll.

Der nächste Innovationsschritt:
Das Gebäude als Kraftwerk

Von Michael Paula*

Die langfristige Sicherung der Energieversorgung ist eine zentrale Zukunftsfrage geworden. Aktuelle Entwicklungen im Zusammenhang mit Versorgungskrisen und enormen Preissteigerungen zeigen die unmittelbare Notwendigkeit, sich mit Versorgungssicherheit auseinanderzusetzen. Weiters gilt es, den Klimawandel abzuwenden bzw. abzuschwächen, um die damit verbundenen negativen Einflüsse auf die volkswirtschaftliche Entwicklungen der Länder gering zu halten. Die EU wie auch die Mitgliedsländer der Internationalen Energieagentur (IEA) haben daher festgelegt, abgestimmte Strategien für eine sichere, saubere und wettbewerbsfähige Energiezukunft zu entwickeln. Der Bereich Gebäude hat dabei einen besonderen Stellenwert und wird als „Leadmarket“ angesehen. Maßnahmen des Forschungs-, Technologie- und Innovationsbereiches kommen hierbei entscheidende Bedeutung zu.

Erfolgsgeschichte Passivhaus

Deutlich mehr als 3000 Passivhäuser gibt es bereits in Österreich. Was Mitte der Neunzigerjahre als gebäudetechnisches Experiment für ein „Hause ohne Heizung“ begann, hat sich seit 1999 dank des Forschungs- und Technologieprogramms „Haus der Zukunft“ des BMVIT zu einer beispiellosen Erfolgsgeschichte entwickelt. Mit den im Rahmen des Programms entwickelten Schlüsseltechnologien konnten österreichische Betriebe die weltweite Technologieführerschaft im Passivhausbereich übernehmen und zwar sowohl im Bereich des Neubaus als auch bei der Modernisierung und Sanierung von Althäusern. Auf der Basis der Programmergebnisse entstand eine rege Zusammenarbeit von zukunftsorientierten Bauträgern, visionären ArchitektInnen und einer innovativen Bauwirtschaft, die unter Berücksichtigung der gestiegenen Energiekosten mittlerweile in der Lage ist, die neuen Technologien zu konkurrenzfähigen Preisen umzusetzen. Österreich hat damit die weltweit größte Dichte an Passivhäusern erreicht.

Der nächste Schritt

Neben der offensiven Verbreitung der vorliegenden Ergebnisse und Erfahrungen sowohl im Neubau als auch bei der noch viel relevanteren Althaussanierung stellt sich für die Forschung und Entwicklung die Frage, was als nächster Schritt folgen soll. Die langfristige Vision für das „Gebäude der Zukunft“ ist, die energetische Effizienz bezüglich Produktion und Betrieb derart zu erhöhen, dass über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden die treibhausrelevanten Emissionen in Summe auf Null reduziert werden. Das bedeutet, dass das Gebäude im Betrieb Energie produziert und damit dem Konzept des „Plus-Energie-Hauses“ entspricht.

„Plus-Energie-Haus“

Das entspricht auch der Ausrichtung des neuen Forschungs- und Technologieprogramm mit dem Namen „Haus der Zukunft Plus“. Das Ziel dieses mehrjährigen Programms ist jene anspruchsvolle Forschung und Entwicklung zu initiieren, die es ermöglicht, zukünftig Gebäude herzustellen, die nicht Energie verbrauchen, sondern Energie erzeugen. Am Ende des Programms sollen konkrete Demonstrationsprojekte zeigen, dass dies möglich ist. Dies kann in Form von Mustergebäuden oder Siedlungen sein. Der sich weltweit abzeichnende Trend in Richtung industrieller Fertigung soll zur kostengünstigen Herstellung neuer innovativer Komponenten genutzt werden.

Daraus leiten sich die vorrangigen Anliegen des Programms ab:

  • Schaffung der technologischen Basis für das Gebäude der Zukunft mit besonderen Augenmerk auf Büro- und Betriebsgebäude sowie auf Gebäudemodernisierung
  • Überleitung innovativer Technologien und Produkte zur Serien- bzw. industriellen Fertigung
  • Initiierung von Demonstrationsprojekten (Gebäude, Siedlungen, Netze …), um die Sichtbarkeit von neuen Technologien und Konzepten zu gewährleisten
  • Unterstützung der internationalen Vernetzung, des Know-how-Transfers sowie Aufbau von Humanressourcen

Themen und Fragestellungen

Im Rahmen des Vorbereitungsprozesses wurden für die Bereiche Schlüsseltechnologien,
Konzeptive Arbeiten und Strategische Studien wichtige Fragestellungen identifiziert, zu denen bei den geplanten Ausschreibungen zu Projekteinreichungen eingeladen wird.

Einen Überblick darüber gibt Tabelle 1: Identifikation von Fragestellungen

Schlüsseltechnologien
Fassadensysteme
  • Intelligente (Solar)Fassadensysteme und Gebäudehüllen
  • Fassaden- und Dämmsysteme für Gebäude-Erneuerung
  • Hocheffiziente Wärmedämmsysteme (Vakuumdämmung)
Haustechnik
  • Fortgeschrittene Haustechniksysteme und Systemkomponenten
  • hocheffiziente Speichertechnologien
Energieerzeugung
  • Neue Solartechnologien (PV-integrierte Gläser, Solare Kühlung)
  • Multifunktionale Solardächer
Konzeptive Arbeiten
  • Nullenergie- bzw. Plusenergiekonzepte für Büro- und Betriebsgebäude
  • Multiziplierbare Gebäude-Erneuerungskonzepte in Passivhausstandard für spezifische Gebäudetypen
  • Gebäude im Kontext: Siedlungs- und Betriebskonzepte
  • Kostengünstige Low-Tech Konzepte
  • Netzintegrationskonzepte (z.B. Nutzung von Fernwärme bzw. -kälte für neue Anwendungen)
  • Fassadenkonzepte: thermisch- und Licht optimiert
Strategische Studien
  • Ökonomische Analysen; Kostenvergleiche
  • Lebenszyklus-Bewertungskonzepte; Recycling, graue Energie; Berücksichtigung bei der Immobilienbewertung
  • Zukünftige Rahmenbedingungen: Gebäude im (Klima)Wandel, Altersstruktur, Nutzerzufriedenheit
  • Potenziale zur intelligenten Energiegewinnung im Bestand
  • Lernen von Anderen (z.B. Mittelmeerraum – passive Kühlkonzepte)
  • Bionik – kreative Ideen für neue Technologien

Programmstrategie und Abwicklungsstruktur

Um die anspruchsvollen Ziele dieses thematischen Programms „Haus der Zukunft Plus“ zu erreichen sind eine besondere Programmstrategie und eine entsprechende Abwicklungsstruktur erforderlich.

Abbildung 2: Programmstrategie und Abwicklungsstruktur

Neue anspruchsvolle Technologien und Konzeptionen sind gefragt. Aber auch die Integration und wirtschaftliche Umsetzung durch sichtbare Modell- und Demonstrationsprojekte, die verstärkte industrielle Umsetzung von neuen Technologieentwicklungen sowie die internationale Kooperation und Vernetzung bzw. die Integration dieser neuen Erkenntnisse in die Ausbildung sind wichtige Anliegen des Programms. Dementsprechend werden vier Aktionslinien verfolgt: Schlüsseltechnologien und Konzepte für Gebäude der Zukunft, Industrielle Umsetzung innovativer Technologien, Leitprojekte (auf dem Weg zum Demonstrationsvorhaben) und Strategien (Vernetzung und Ausbildung).
„Haus der Zukunft Plus“ ist aber auch von der Programmabwicklung ein Novum. Erstmals gelang es, die Instrumente der Forschungsförderung (Technische Durchführbarkeitsstudie, Grundlagenforschung, industrielle Forschung, experimentelle Entwicklung ...) und der innovationsrelevanten Wirtschaftsförderung (investive Maßnahmen wie Kredite, Haftungen, Investitionszuschüsse ...) in einem thematischen Programm zu integrieren. Dies ist insbesondere für die Industrielle Umsetzung und für Demonstrationsvorhaben relevant, wo auch gezielte Beratung und Unterstützung (Projektcoaching) erforderlich sind. Die Programmträgerschaft wird deshalb gemeinsam von der Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (aws) und der Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) wahrgenommen. Diese gemeinsame Trägerschaft ermöglicht unterschiedliche Förderungsarten und spezifische Stärken der Programmträger einzubringen und damit die Erreichung der ambitionierten Zielsetzung gewährleisten zu können.

FACT BOX zum Forschungs- und Technologieprogramms

„Haus der Zukunft PLUS “

Motto:
„Vom Null-Energie-Haus zum Plus-Energie-Haus“
Programmdauer 4 Jahre mit Gesamtbudget € 35 Mio.

Programminitiative und -verantwortung:
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
Abteilung für Energie- und Umwelttechnologien, Leitung: DI Michael Paula
Strategie und Programmkonzeption:
DI Michael Paula

Programmabwicklung:
Arbeitsgemeinschaft „Haus der Zukunft Plus“ bestehend aus:

  • Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG),
  • Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (aws),
  • Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT)

Ansprechpersonen für Informationen und Beratung:
Claudia Dankl (ÖGUT) Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Robert Freund (FFG) Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!,
Wilhelm Hantsch-Linhart (aws) Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

1. Ausschreibung offen bis 20. Februar 2009
(12:00 Uhr einlangend)
Förderbudget bis zu € 8 Mio

Weitere Informationen, Leitfaden zur Einreichung und Formulare:
www.HausderZukunft.at

Abbildung 3: Einfamilienhaus Pettenbach (Quelle: Lang Consulting)

*) Dipl.-Ing. Michael Paula leitet die Abteilung für Eergie- und Umwelttechnologien im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.NachhaltigerWirtschaften.at, www.e2050.at [^]

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