Smarte Energienetze: Was Gemeinden von Pilotprojekten lernen können
Dezentralen, dekarbonisierten und intelligent gesteuerten Energiesystemen gehört die Zukunft. Was Regionen, Städte und Gemeinden von bereits existierenden Pilotprojekten lernen können, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den vergangenen drei Jahren in einem europäischen Forschungsprojekt untersucht. Das Ergebnis des Mitte des vergangenen Jahres abgeschlossenen Vorhabens liegt nun in Form eines kostenfrei erhältlichen Leitfadens vor.
Die Studie wurde vom Austrian Institute of Technology (AIT) koordiniert. Beteiligt waren 14 Partner aus ganz Europa. Der Leitfaden und ein daraus entwickeltes Simulationsmodell sind in englischer Sprache kostenfrei zugänglich. Das Projekt „Reflex – Replicability Concept for Flexible Smart Grids“ analysierte acht europäische Pilotprojekte in vier Ländern. Ziel war es, ein Konzept zur Übertragbarkeit von intelligenten Energieversorgungssystemen aus bestehenden Pilotprojekten auf andere Standorte zu entwickeln. Entscheidend für die Umsetzung von kommunalen Projekten sind in der Bevölkerung die Akzeptanz für moderne Energieinfrastrukturen und Investitionen in die Zukunft, auch wenn deren Rentabilität kurzfristig nicht immer gegeben ist.
Es empfiehlt sich zudem, neben der Erfahrung von entsprechenden Energiedienstleistern und wissenschaftlichen Instituten insbesondere lokale Know-how-Träger und Installationsbetriebe miteinzubeziehen. Denn ein kontinuierliches Monitoring hilft, den korrekten und nachhaltigen Betrieb der Installationen über viele Jahre zu gewährleisten. Wissenschaftliche Begleitforschung kann die Erkenntnisse für weitere Anwender nutzbar machen.
Aus dem Vergleich der Technologien ergab sich das folgende Bild: Photovoltaikanlagen wurden bei allen betrachteten Pilotprojekten genutzt und bilden somit das Rückgrat der dezentralen Stromerzeugung. Ebenfalls weit verbreitet ist Biomasse. Laut den Forschern ist gerade das Zusammenspiel verschiedener regenerativer Energien ideal für SmartGrid-Lösungen. Bei der Wärmeerzeugung setzen alle Pilotprojekte auf elektrische Wärmepumpen. Grund hierfür ist die einfache und effiziente Kopplung vom Strom- zum Wärmesystem. Solarthermie, oberflächennahe Geothermie oder Biomasse-BHKW in Verbindung mit Wärmenetzen werden ebenfalls häufig eingesetzt. Bei kommunalen Energieprojekten bilden Biomasse-Blockheizkraftwerke, die an ein Wärmenetz angeschlossen sind, die Schlüsseltechnologie für die Wärmeversorgung.
Ein optimiertes Gesamtenergiesystem koppelt nicht nur die Sektoren Elektrizität und Wärme, sondern auch Elektrizität und Mobilität, um die Gesamteffizienz, Nachhaltigkeit und Integration erneuerbarer Energiequellen zu steigern. Das Reflex Guidebook kann von der Homepage des AIT (ait.ac.at) heruntergeladen werden.