Windkraft: Freude & Ärger
Die Vertreter der österreichischen Windkraftwerke freuten sich über eine Rekordproduktion im vergangenen Februar und ärgern sich gleichzeitig darüber, dass Österreich in den vergangenen zehn Jahren beim Ausbau der Erneuerbaren Energie in Europa immer weiter zurückfällt.
Im Februar 2020 konnte über den gesamten Monat beinahe ein Viertel des Stromverbrauchs mit heimischen Windkraftwerken gedeckt werden. Noch nie wurde in Österreich soviel Windstrom in einem Monat erzeugt. Rund 1,2 Milliarden kWh wurden ins öffentliche Stromnetz eingespeist, was rund 22 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs entspricht. Die Windstromerzeugung hat im Winter ihr Maximum. Dieses fällt genau in jene Jahreszeit, in der der Strombedarf besonders hoch ist und andere Erneuerbare Energien weniger Strom erzeugen. „Die Windkraft kann hier einen entscheidenden Beitrag für die Versorgung leisten und sowohl die heimische fossile Stromerzeugung als auch die Menge an importierten Kohle- und Atomstrom zurückzudrängen“, freut sich Stefan Moidl, Geschäftsführer der Interessensgemeinschaft Windkraft.
1,2 Milliarden kWh Windstrom im Februar. Foto: IG Windkraf
Die Branchenvertreter ärgern sich aber gleichzeitig darüber, dass derzeit für neue Windparkprojekte keine Fördermittel zur Verfügung stehen und Österreich beim Ausbau der Erneuerbaren Energien zunehmend zurückfällt. Vergleicht man die prozentuelle Steigerung des erneuerbaren Anteils am Gesamtenergieverbrauch in Europa von 1999 bis 2018, so kommt Österreich mit 46,6 Prozent auf dem vorletzten Platz zu liegen. Nur Lettland ist mit 26,7 Prozent noch hinter Österreich. Finnland als nächster Staat vor Österreich konnte mit 88,8 Prozent den erneuerbaren Anteil bereits doppelt so stark steigern.
Betrachtet man die Zunahme der Prozentpunkte in der Periode von 1999 bis 2009, so wird ersichtlich, dass in dieser Zeit Österreich zumindest noch mit dem EU Durchschnitt mithalten konnte. Mit einer Steigerung von 8,2 Prozentpunkten lag Österreich hier über dem EU Durchschnitt von 7,2 Prozentpunkten. Der Abstand zu Schweden mit 21,3 Prozentpunkten war aber bereits beachtlich. In den Jahren von 2009 bis 2018 stürzte Österreich – mit einem Zuwachs von lediglich 2,4 Prozentpunkten – regelrecht ab. Nur drei Staaten (Rumänien, Slowenien und Ungarn) kommen dabei noch hinter Österreich zu liegen. Dänemark konnte im selben Zeitraum mit einem Zuwachs von 16,2 Prozentpunkten den erneuerbaren Anteil fast um das Siebenfache erhöhen.