Zeitschrift EE

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2010-03: Plus-Energiegebäude

Wassermanagement

Abbildung 1: Stand der Sustainable Sanitation Alliance bei der Konferenz der International Water Association in Wien im September 2008

Jährlich sterben fünf Millionen Menschen an schmutzigem Wasser oder an unzureichender Sanitärversorgung. Zum Vergleich: Terrorismusexperten schätzen die Zahl der Terroropfer der letzten 50 Jahren auf insgesamt gerade einmal 50.000 oder tausend Menschen pro Jahr.

Die Sustainable Sanitation Alliance

Von Martin Regelsberger *

2,6 Milliarden Menschen warten auf ein Toilette. Vier Milliarden Fälle von Durchfall gibt es jedes Jahr. Und wer einmal auf einer Reise Durchfall hatte, weiß, wie beeinträchtigt man dadurch ist. Die Kosten, die wegen fehlender Sanitärversorgung durch nötige medizinische Versorgung, Fehltage bei der Ausbildung, Einbußen beim Verdienst und der Lebensqualität und durch Umweltprobleme entstehen sind enorm und treffen vor allem die ganz Armen.
Die „Sustainable Sanitation Alliance“ (SuSanA) ist eine weltweite Vereinigung von mittlerweile über hundertdreißig Organisationen, die sich mit nachhaltiger Sanitärversorgung befassen. In Österreich sind folgende Organisationen in der Sustainable Sanitation Alliance vertreten:

  • AEE – Institut für nachhaltige Technologien (AEE INTEC)
  • EcoSan Club
  • Universität für Bodenkultur, Institut für Siedlungswasserbau (BOKU)

In der SuSanA sprechen wir von Sanitärversorgung und nicht von Abwasserentsorgung, denn einerseits fallen zumal in Entwicklungsländern Ausscheidungen oft nicht als Abwasser an und andererseits ist es im Sinn der Wiederverwendung der enthaltenen Rohstoffe gar nicht wünschenswert, Exkremente mit (Trink)Wasser zu vermischen. Zudem weist das Wort Versorgung auf eine nützliche Dienstleistung hin, während Entsorgung fälschlicherweise vermuten lässt, es würde etwas beseitigt.
Bis 2015 soll die Zahl der Menschen ohne Sanitärversorgung und die Zahl der Menschen ohne ausreichende Trinkwasserversorgung halbiert werden. Dies wird noch gewaltige Anstrengungen benötigen, obwohl dann noch immer mehr als eine Milliarde Menschen keine Toilette haben werden.
Augenscheinlich wird die Not mit der Not anhand der „Flying Toilettes“ in Kenia. Menschen in Slums, die auf engstem Raum leben, wissen nicht wohin mit ihrer Notdurft. In Plastiksackerln schleudern sie ihre Fäkalien so weit sie können – und treffen dabei ihre Nachbarn.
Es reicht aber nicht, Menschen eine Wasserleitung oder eine Toilette zu bauen. Oft sind die Einrichtungen zu teuer, um erhalten werden zu können oder sie werden aus mangelndem Verständnis nicht genutzt oder aus Unkenntnis nicht gewartet. Um die Systemkosten zu senken, setzen die Partner der SuSanA auf produktive Lösungen, die Ausscheidungen zu Dünger (Abbildung 2) oder Biogas umwandeln. Damit werden auch der Nährstoff- und Energiekreis kleinräumig geschlossen und die Reinigungsaufgabe nicht der Umwelt angelastet. Neben angepassten technischen Lösungen sind immer auch Schulungen in Hygiene, im Betrieb und in der richtigen Nutzung und Wartung der Klos und Wasserversorgungen nötig. Wichtig ist die frühzeitige Einbindung der Nutzer in die Entwicklung und Umsetzung der Lösungen. Vor allem für die Einführung der geschlossenen Kreisläufe, letztlich die Wiederverwendung von Fäkalien und Urin als Kompost und Dünger, muss sensibel und unter Einbindung aller Betroffenen vorgegangen werden.
Die SuSanA übernimmt auch Aufgaben gegenüber anderen Organisation, deren Hauptarbeitsgebiet nicht im Sanitärbereich liegt, indem sie diese zum Beispiel mit allgemeiner Information, Daten und technischem Wissen versorgt. Sie hat zum Beispiel die „Food and Agricultural Organisation“, kurz FAO, auf „Peak Phosphor“, also das nahende Ende der Phosphorreserven, die Quelle für einen wichtigen landwirtschaftlichen Dünger sind, aufmerksam gemacht.
Für die Messung des Fortschritts in Richtung Millenniumsziele wurden aussagekräftige Indikatoren gesucht und eigene Erhebungen durchgeführt, denn das Zählen von neu errichteten Toiletten, die keiner benützt, reicht nicht aus.
2008 war die SuSanA maßgebend an der Gestaltung des International Year of Sanitation, das Jahr der sanitären Grundversorgung, beteiligt. SuSanA begrüßte die Widmung des Jahres 2008 in der Hoffnung, das Thema und die Bedürfnisse der betroffenen Menschen bekannt machen zu können und die Lage zu verbessern. Bei Konferenzen treten die Partner der SuSanA mit einem gemeinsamen Stand auf, um auf die Notwendigkeit und das Potenzial nachhaltiger Ansätze bei der Sanitärversorgung aufmerksam zu machen. So wurde der Stand am Weltwasserkongress der IWA (International Water Association) 2008 in Wien gemeinsam vom Stockholm Environment Institute und der AEE INTEC ausgestattet und vom Ecosan-Club betreut (Abbildung 1). SuSanA betreibt eine eigene Webseite (www.susana.org) und eine gemeinsame Mailingliste (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!), sowie Sammlungen von Photos auf Flickr, Videos auf Youtube und eine Facebook-Seite um interessante Informationen zu verbreiten.
SuSanA als Vereinigung ist offen für alle Interessenten, die sich einbringen und am gemeinsamen Ziel mitarbeiten möchten. Es wird noch große, gemeinsame Anstrengung aller brauchen, um das Millenniumentwicklungsziel zu erreichen. Es wird sich aber auch lohnen und alle sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen.

Abbildung 2: Von der AEE INTEC im Rahmen des Projektes Zer0-M in Tunesien errichtete Trockentrenntoilette

Abbildung 3: Die Partner der Sustainable Sanitation Alliance

*) Dipl. Ing. Martin Regelsberger ist Leiter der Abteilung für Wasser- und Abwassermanagement von AEE INTEC; Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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