Zeitschrift EE

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2000-02: Solar-Luftsysteme

Kooperation-International

Das Ergebnis eines Solarprojektes an der Technischen Fachschule Levice im vergangenen Schuljahr: Die FachschülerInnen können seit Herbst dieses Jahres die Fachrichtung "Erneuerbare Energie" als Spezialisierung wählen.

Solarprojekt an der slowakischen Technischen Fachschule Levice

Von Gertraud Grabler-Bauer*

Den Anstoß für das Projekt gaben der Verein Frauen für Atomkraftfreie Zukunft und die Arbeitsgruppe PROSA, die durch ihr Engagement bereits mehrere Solarprojekte an Slowakischen und Tschechischen Schulen initiierten. Die 35.000 Einwohner zählende Stadt Levice liegt in der Nähe des 1998 in Betrieb genommenen Kernkraftwerkes Mochovce in der Slowakei.
PROSA vermittelte den Kontakt zwischen Schulleitung und Arbeitsgemeinschaft ERNEUERBARE ENERGIE Niederösterreich (AEE).

Die Ausgangslage

Die vierstufige Technische Fachschule Levice "Stredna priemyselna skola" (SPS) mit Maturaabschluss wird von 500 SchülerInnen zwischen 14 und 18 Jahren besucht. Die Fachrichtungen sind Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik. Ab der dritten Klasse besteht die Möglichkeit, Spezialisierungen zu wählen. Der Schuldirektor, Ing. Stefan Misak, erwog die Einführung einer Spezialfaches "Solarenergie" im Zweig Maschinenbau und bekundete großes Interesse an einer thermischen Solaranlage. Zur Finanzierung eingereicht wurde das Projekt von der AEE beim Amt der Niederösterreichischen Landesregierung. Im Herbst 1998 erfolgte die Förderzusage in Höhe von 51.000 Euro (öS 700.000,-). PROSA unterstützte das Projekt mit 3.600 Euro (öS 50.000.-). Die SPS Levice konnte ebenfalls 3.600 Euro (öS 50.000.-) aus dem Schulbudget und Eigenleistungen in das Projekt einbringen. Die AEE war koordinierend tätig und sorgte für den nötigen Know-how Transfer.

Ziele und Arbeitsschwerpunkte

Wichtigstes erklärtes Ziel der Schule war die Einführung einer neuen Fachrichtung Solarthermie. Vom Fördergeber - Land Niederösterreich - wurde darüber hinaus als mittel- und langfristiges Ziel die Verbreitung der Solarenergienutzung in der Region um Levice erwartet. Der Selbstbau von Solaranlagen nach dem Vorbild der AEE sollte als mögliche Verbreitungsstrategie ins Auge gefasst werden. Als besonderes Anliegen formulierte PROSA die Übertragbarkeit der Projektergebnisse auf andere technische Schulen in der Slowakei. Die Fülle der Ziele findet sich auch in den Arbeitsschwerpunkten wieder: Lehrerfortbildung, Errichtung einer thermischen Solaranlage an der Schule, Entwicklung eines Ausbildungsprogramms Solarthermie mit der für den praktischen Teil der Ausbildung notwendigen Labor- und Werkstättenausstattung, Initiierung des Solaranlagen(selbst)baus in der Region und die Erstellen von Unterrichtsmaterial für andere Schulen.

Die Umsetzung

In mehreren Projektworkshops an der Schule wurden eine thermische Solaranlage konzipiert, sowie die notwendige Labor- und Werkstättenausrüstung definiert. Die Inhalte für die neue Fachrichtung wurden auf "Erneuerbare Energieträger" ausgeweitet. Die Spezialisierung beinhaltet zwei Fächer: Solaranlagen (Solarthermie und Photovoltaik) und Erneuerbare Energieträger. Die von der Schule erstellten Lehrpläne wurden von der AEE und weiteren Fachleuten begutachtet. Die Lehrpläne wurde von den slowakischen Schulbehörden im Frühjahr 1999 bewilligt. Zwei Lehrer der SPS erhielten in der Solarschule Pinkafeld und durch die AEE Niederösterreich eine mehrwöchige Ausbildung in Solarthermie und Photovoltaik. Um die erforderliche Baugenehmigung für die Solaranlage zu erhalten, wurde die Projektierung durch ein ortsansässiges Unternehmen durchgeführt. Die Planung und Errichtung der Solaranlage erfolgte ebenfalls durch ein slowakisches Unternehmen, um die Betreuung im Garantiefall sicher zu stellen. Die Solaranlage wurde mit einem kostengünstigen slowakischen Fertigkollektor ausgestattet. Auch alle weiteren Komponenten für die Solaranlage wurden in der Slowakei eingekauft. Die Schule erbrachte bei der Adaptierung der Räume und des Flachdaches erhebliche Eigenleistungen. Bei der Montage und Installation der Kollektoren am Flachdach arbeiteten die SchülerInnen mit. Der Materialeinkauf für Werkstätte und Labor erfolgte teils in Österreich, teils in der Slowakei. Die österreichischen Firmen Anita Haglage, Pyhra Solar, Sonnenkraft und Stromaufwärts wurden als Materialsponsoren gewonnen. Mit den einzelnen Komponenten werden im Laufe des Labor- und Werkstättenunterrichtes ein Kollektormessstand mit verschiedenen Kollektortypen sowie eine Photovoltaik-Inselanlage aufgebaut und eine Windmessung durchgeführt.
"Wir wollen mit der Finanzierung dieses Projektes der Schule ermöglichen, sich zu einer Ausbildungsstätte für die Verbreitung Erneuerbarer Energie in der Slowakei zu entwickeln. Solche Projekte bilateraler Zusammenarbeit machen Auswege aus der Atomenergie anschaulich und glaubwürdig", erklärte der Niederösterreichische Finanz- und Umweltlandesrat Mag. Wolfgang Sobotka bei der Eröffnung der Solaranlage im Juni 1999 in Levice.

Abbildung 1: Absorberfertigung während der Ausbildung der slowakischen Lehrer in Österreich.

 

*) Gertraud Grabler-Bauer ist Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft ERNEUERBARE ENERGIE Niederösterreich in Wiener Neustatt [^]

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