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2002-04: Ökostrom

Ökostrom

Die katastrophalen Unwetter in weiten Teilen Österreichs und Mitteleuropas haben die Diskussion um den Klimawandel erneut angefacht. Das Gros der Klimaexperten ist einheitlich von der Schädlichkeit der Verbrennung fossiler Rohstoffe für unser Klima überzeugt.

Windkraft: Bereit für die Energiewende

Von Ursula Holzinger*

Die Notwendigkeit einer Energiewende wird uns deutlich wie nie vor Augen geführt. Die Windkraft steht in Polposition; bereit, sich dieser Herausforderung zu stellen.
50.000 österreichische Haushalte werden mittlerweile mit heimischer, sauberer Windenergie versorgt. Ende Juni 2002 drehen sich in Österreich 141 Windkraftanlagen mit einer gesamten installierten Leistung von 98 Megawatt. Auch die weltweiten Aufstellzahlen beeindrucken: Mit einem Zuwachs von über 6.000 Megawatt ließ die Windkraft 2001 einmal mehr die Atomkraft beim Zubau von neuen Kraftwerkskapazitäten bei weitem hinter sich. In Europa wurden im Jahr 2001 4.500 MW errichtet, das ist ein Zuwachs von 35% (2000 betrug der Zuwachs 3.500 MW). Die Atomkraft konnte dagegen 2001 weltweit nur ein Wachstum von 1.748 MW verzeichnen. Die gesamte installierte Windkraftleistung in Europa beträgt nun mehr als 17.000 MW. Mit dieser Leistung werden jährlich ungefähr 40 Terawattstunden Elektrizität erzeugt, was dem Verbrauch von 10 Millionen durchschnittlichen europäischen Haushalten entspricht. Wäre diese Strommenge in Kohlekraftwerken erzeugt worden, hätten dafür 16 Millionen Tonnen Kohle verbrannt werden müssen, das entspricht 640.000 LKW-Lastzügen bzw. 16.000 Lastzügen. Insgesamt werden so 24 Millionen Tonnen CO2 jährlich eingespart. Weltweit betrug der Zuwachs der Windkraft im Jahr 2001 6.000 MW, davon wurden 1.700 MW in den USA errichtet. Waren zu Beginn der neunziger Jahre rund um den Globus ca. 2.000 MW Windkraftleistung am Netz und lag der jährliche Zuwachs bei etwa 200 bis 300 MW, betrug die gesamte installierte Windkraftleistung Ende 2001 rund 24.000 MW. An die 65.000 Beschäftigte sind in Europa im Bereich Windkraft zu verzeichnen.
Der Großteil der gesamten installierten Leistung befindet sich in jenen europäischen Staaten, die gesicherte rechtliche Rahmenbedingungen für die erneuerbaren Energien geschaffen haben. Es handelt sich insbesondere um Deutschland, Spanien und Dänemark, die auf Grund von Einspeisegesetzen früh die Voraussetzungen für diesen Boom geschaffen haben. So deckt Dänemark mittlerweile 18% seines Elektrizitätsbedarfes aus Windkraft. In Deutschland drehen sich bereits über 12.000 Windräder, damit werden über 3% des Elektrizitätsbedarfes abgedeckt. Durch das starke Wachstum steigt dieser Anteil derzeit um etwa 1% jährlich.

Neues Ökostromgesetz

Auch in Österreich hat man mittlerweile die Zeichen der Zeit erkannt. Am 10. Juli 2002 hat der Nationalrat ein Ökostromgesetz beschlossen. Dieses Gesetz regelt die Voraussetzungen für die Förderung der Erzeugung elektrischer Energie aus erneuerbaren Energieträgern, es bekräftigt die Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien, die schon vom Elektrizitätsgesetz ElWOG bekannt sind. Bis 2008 sollen die Ökoenergien 4% der Stromabgabe an Endverbraucher betragen, die Kleinwasserkraft (bis 10 MW) soll 9% erreichen. Diese Ziele ergeben sich aus dem 78,1%-Ziel der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie. Das Ökostromgesetz setzt diese Richtlinie, die im September 2001 in Kraft getreten ist, um.
Zur Erinnerung: Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie stellt den vorläufigen Höhepunkt der Bemühungen auf offizieller europäischer Ebene dar, einen Rahmen zu schaffen, der mittelfristig zu einem erheblichen Anstieg des Ökostromanteils in der EU beiträgt. Ihr Ziel ist es, den Ökostromanteil am Gesamtelektrizitätsverbrauch der EU, der 1997 13,9% betrug, bis 2010 auf 22,1% auszubauen. Der Richtwert für Österreich für das Jahr 2010 beträgt 78,1% (gegenüber 70% im Jahr 1997). Allerdings sind im Wert von 1997 die neuen Kraftwerke Freudenau und Lambach noch nicht eingerechnet, womit tatsächlich noch 6% übrig bleiben.
Zur Erreichung dieses Zieles legt das neue Ökostromgesetz (wie bisher das ElWOG) eine Abnahmepflicht und Mindestpreise für die Elektrizität aus erneuerbaren Energien fest. Neu ist, dass der Wirtschaftsminister im Einvernehmen mit dem Umweltminister, dem Justizminister und den Ländern bundesweit einheitliche Einspeisepreise festzulegen hat. Die Tarife sind für eine Dauer von 10 Jahren garantiert. Die Mehrkosten, die sich daraus für die Endverbraucher ergeben, dürfen nicht mehr als 0,22 Cent pro kWh und für die Kleinwasserkraft 0,16 Cent pro kWh betragen. Zumindest für die Ökoanlagen (ohne Kleinwasserkraft) kann ab Anfang 2005 der Wirtschaftsminister diese Höchstgrenze neu bestimmen. Neu ist übrigens auch die bundesweit einheitliche Stromkennzeichnung nach Händlermix, das bedeutet, dass es in Zukunft nicht mehr so leicht sein wird, Atomstrom zu verstecken, indem man ihn an die Industrie verscherbelt.

Abbildung 1: 141 Windkraftanlagen mit zusammen 98,3 MW Leistung sind in Österreich Ende Juni 2002 installiert. Sie versorgen 50.000 österreichische Haushalte mit Strom

Zukunftsindustrie

Dass eine verstärkte Nutzung der erneuerbaren Energien der Volkswirtschaft mehr bringt, als sie kostet, belegen Erfahrungen aus den Vorreiterländern der Ökoenergien. Das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sieht regelmäßige Berichte über den Stand der Markteinführung für erneuerbare Energien und der Kostenentwicklung vor. Diesem Auftrag ist die deutsche Bundesregierung mit einem am 28. Juni 2002 vorgelegten Erfahrungsbericht nachgekommen. Die Analyse stützt sich auf Studien zur Markt- und Kostenentwicklung bei erneuerbaren Energien, die im Auftrag des deutschen Wirtschaftsministeriums durch das Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung erstellt wurden. Der Bericht bestätigt den Erfolg des EEG: Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch ist von 5,2% im Jahr 1998 bis auf knapp 7,5% im Jahr 2001 gestiegen und dürfte in Kürze die 8% überschritten haben. Die Branche erreichte im vergangenen Jahr einen Umsatz von weit über 6,5 Milliarden Euro. 120.000 Arbeitsplätze sind im Bereich erneuerbare Energien entstanden. Alleine im Jahr 2001 haben die erneuerbaren Energien neben Luftschadstoffen rund 35 Mio. Tonnen Treibhausgase vermieden.
Obwohl Österreich erst über im Vergleich zu 10.000 MW in Deutschland mickrig erscheinende 98 MW Windkraft verfügt, hat die Windkraft auch hierzulande über 600 Arbeitsplätze geschaffen. Die Traditionsfirma VA-Tech Elin EBG Motoren GmbH ist weltweit einer der führenden Generatorenlieferanten in der Windbranche. Mit 225 Mitarbeitern wurden heuer 42 Millionen Euro umgesetzt, mehr als 20 Millionen Euro davon entfallen auf die Windbranche. Die oberösterreichische Firma Hexcel Composites, die Material für die Flügel des dänischen Weltmarktführers Vestas liefert, zählt 130 österreichische Mitarbeiter und erwirtschaftet 72,67 Millionen Euro Umsatz, davon entfallen 29 Millionen Euro auf das Windgeschäft.
Das Ökostromgesetz ist ein wichtiger Schritt zu einem nachhaltigen Energiesystem, ein solches ist unerlässlich für einen erfolgreichen Kampf gegen den Klimawandel.

Abbildung 2: Flügeltransport zum Windpark Mönchhof, der LKW-Zug für ein Rotorblatt von 40 m Länge hat eine Spannweite von rund 50 m

 

*) Mag. Dr. Ursula Holzinger ist Juristin bei der IG Windkraft; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.igwindkraft.at [^]

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