Zeitschrift EE

Zurück zu den Beiträgen

2003-03: Bioenergie

Biomasse-Nahwärme

Ziel des Projekts BIOHEAT (Promoting Biomass Heating in Large Buildings and Blocks) ist die Entwicklung des Marktes für Biomasseheizanlagen mittlerer Größe in 15 europäischen Ländern.

Das Projekt BIOHEAT

Von Christian Rakos*

Im Rahmen des Projekts sollen vor allem Wohnbauträger, Planer aber auch Gemeindevertretungen und Verantwortliche für öffentliche Gebäude auf Landes- und Bundesebene mit der Option vertraut gemacht werden, größere Gebäude mit Biomasse zu beheizen. Das Projekt begann im April 2001 und wurde im Jänner 2003 fast nahtlos als BIOHEAT II um weitere zwei Jahre verlängert. Das Gesamtbudget beläuft sich auf rund 1,8 Mio. E, wovon im ersten Projektabschnitt ein Drittel, im zweiten die Hälfte der Kosten durch das ALTENER-Programm der EU getragen werden.
Abbildung 1 zeigt, dass in einem Leistungsbereich zwischen 100 und 500 kW die spezifischen Investitionskosten für Biomasseprojekte am niedrigsten sind. Sie liegen sowohl weit unter den spezifischen Investitionskosten für kleine Einzelanlagen, als auch weit unter denen von Fernwärmeanlagen. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass Anlagen dieser Größe häufig noch im existierenden Gebäude untergebracht werden können. Dadurch entfallen hohe Investitionen für ein eigenes Heizhaus sowie für Fernwärmeleitungen.
In der Tat stellte es sich im Verlauf des Projektes heraus, dass eine Musteranlage, wie sie in Österreich realisiert wurde, in praktisch allen europäischen Ländern unter Zugrundelegung der heutigen Preisverhältnisse und ohne Berücksichtigungen von Förderungen beim Einsatz von Hackschnitzeln voll wettbewerbsfähig mit Ölheizungen sein kann.
Abbildung 2 zeigt das Verhältnis der Heizkosten mit einer 100 kW-Heizung, die mit Waldhackgut betrieben wird, im Vergleich zu den Kosten einer ölbeheizten Anlage. Am ausgeprägtesten sind die Kostenunterschiede zwischen der Biomasseheizung und der Ölheizung in Ländern, in denen eine Energiesteuer eingeführt wurde, wie in Schweden oder Dänemark. In Holland ergibt sich diese günstige Relation zwischen Heizkosten mit Biomasse und Öl aus der Tatsache, dass Hackgut in den Niederlanden in erster Linie als Abfallprodukt gesehen und damit sehr günstig verfügbar ist. Österreich ist eines der Länder mit den ungünstigsten Preisverhältnissen und nimmt dennoch im Bereich der Technologieeinführung eine führende Position ein.

Hohes Realisierungspotenzial

Insgesamt wurde deutlich, dass die Beheizung großer Objekte mit Biomasse ein außergewöhnlich hohes Potenzial für die Realisierung kosteneffizienter erneuerbarer Energieanlagen in Europa darstellt. Wie wird nun im Projekt versucht, diesen schlummernden Markt in Bewegung zu bringen? Zunächst begann das Projekt mit einer Orientierungsphase, in der die Projektpartner in ihren jeweiligen Ländern Interviews mit den Vertretern der relevanten Zielgruppen führen mussten. Dazu gehörten Bauträger, Planer, Architekten, Gemeindevertreter, diverse Fachverbände, etc.
Auf die Phase der Orientierung folgte die Phase der aktiven Informationsaufbereitung und -verbreitung. Dazu wurden unter anderem drei Broschüren jeweils für Bauträger, Planer und Gemeinden erarbeitet, Seminare und Exkursionen durchgeführt, eine große Zahl an Publikationen in Fachmedien der relevanten Zielgruppen veröffentlicht. Außerdem wurde eine umfangreiche Website www.bioheat.info eingerichtet.

Information der Politiker

Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Information politischer Entscheidungsträger über mögliche Maßnahmen zur Unterstützung der Marktentwicklung im Bereich Wärme aus Biomasse. In diesem Bereich konnten retrospektiv betrachtet die größten Erfolge verzeichnet werden. Insgesamt wurden drei zum Teil halbtägige Workshops mit Mitarbeitern der Europäischen Kommission durchgeführt, in denen diese über die Ergebnisse des Projekts informiert wurden. Als Erfolg kann gewertet werden, dass in der im Herbst erwarteten Ausschreibung des Programms "Intelligent Energy Europe" ein Schwerpunkt im Bereich erneuerbare Wärme gesetzt wird. Auch die Empfehlung des Projekts, eine Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament zu formulieren, die die politische Aufmerksamkeit auf das Thema "Erneuerbare Wärme" legt, wird voraussichtlich umgesetzt. Schließlich fand das Projekt auch Eingang in den zweiten "European Climate Change Programm Progress Report" der DG Umwelt.

BIOHEAT II

BIOHEAT II führt die Bemühungen von BIOHEAT fort, wobei eine Reihe von neuen Partnern in das Projekt integriert werden, sodass nunmehr insgesamt 15 Länder teilnehmen. Neue Schwerpunkte im Rahmen von BIOHEAT II liegen in den Bereichen "Öffentliche Gebäude" und "Qualitätssicherung". Ein Planungshandbuch soll die wichtigsten Fehlerquellen bei der Realisierung holzbeheizter Projekte vermeiden helfen. Ein eigener Planerworkshop soll dazu dienen, entsprechende Qualifikationen international verfügbar zu machen.
Wie die meisten Partner des Projekts feststellen konnten, waren fehlende Information über die Möglichkeit große Objekte mit automatischen Holzfeuerungen zu beheizen eine der wichtigsten Barrieren für die Markteinführung. Diese Barriere dürfte durch das Projekt durchaus erfolgreich verringert worden sein. Gleich als nächstes Problem taucht in vielen Ländern allerdings das Fehlen einer verlässlichen Brennstoffbelieferungsstruktur auf. Einen Ausweg könnten Holzpellets weisen. Diese haben gegenüber Hackgut nicht nur den Vorteil einer wesentlich höheren Dichte und klar definierter technischer Eigenschaften, sondern können auch über größere Entfernungen transportiert werden und damit mit einem relativ geringen Aufwand den Aufbau einer flächendeckenden Versorgungsstruktur ermöglichen. Die Etablierung einer europaweit flächendeckenden Versorgung mit Holzpellets dürfte somit eine Schlüsselrolle für die erfolgreiche Einführung von Wärme aus Biobrennstoffen darstellen.
Weitere Probleme wie mangelnde Vertrautheit mit der neuen Technologie, Probleme bei der Finanzierung der höheren Investitionskosten, etc. könnten erfolgreich durch Energiedienstleistungsunternehmen übernommen werden, die selber in die Heizanlage investieren und diese kompetent errichten und betreiben.

Mögliche politische Initiativen

Die Europäische Kommission könnte wie im Bereich der Elektrizität den Mitgliedsstaaten Zielvorgaben für den Marktanteil von erneuerbarer Wärme geben. Mitgliedsstaaten hätten die Pflicht, entsprechende Maßnahmen zu setzen, um die Erreichung dieser Ziele sicherzustellen. Eine andere Möglichkeit könnte sich bei der vorgesehenen Harmonisierung der Systeme zur Unterstützung der Nutzung von erneuerbarem Strom bieten. So könnte die Europäische Kommission den Mitgliedsstaaten die Möglichkeit einräumen, einen Teil ihrer Verpflichtungen durch nachgewiesene Einbringung von erneuerbarer Wärme zu ersetzen. Eine solche Vorgangsweise wäre insofern sehr attraktiv als sie sowohl erhebliche Kosteneinsparungen bei der Erzeugung von erneuerbarem Strom, als auch die Entwicklung des neuen und derzeit brachliegenden potenziellen Marktes für erneuerbare Wärme mit sich bringen würde.
Nach den sehr positiven Initiativen der Kommission im Bereich "Erneuerbarer Strom" und "Biotreibstoffe" könnte eine Initiative zur Forcierung erneuerbarer Wärme die dritte notwendige Säule für eine europäische Erneuerbare-Energie-Politik darstellen.

Abbildung 1: Spezifische Investitionskosten von Biomasseanlagen (Quelle: LWK Stmk., DI Plank, 1998, EVA 1999)

Abbildung 2: Vergleich der Vollkosten für Beheizung mit Hackschnitzeln und Öl (100 kW)

Abbildung 3 Die Wohnanlage Stieglgründe in Salzburg (128 Wohneinheiten) hat ein solarunterstütztes Biomassenahwärmenetz zur Warmasserbereitung und Reumheizung (Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)

Alle energierelevanten Landes-, Bundes- und EU-Förderungen sowie alle Energieberatungsstellen auf einen Blick finden sie unter www.eva.ac.at.

 

*) Dr. Christian Rakos ist in der E.V.A verantwortlich für den Themenbereich Erneuerbare Energie, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.eva.ac.at [^]

Top of page