Zeitschrift EE

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2003-03: Bioenergie

Biomasse-Nahwärme

Holzlager Foto: Regionalenergie Stmk
Mit einem Anteil von rund 11% erneuerbarer Energieträger - ohne Wasserkraft - liegt Österreich nach Finnland (17%) und Schweden (14%) noch vor Dänemark, Portugal und der Schweiz international im Spitzenfeld. Von insgesamt 141 PJ stammen 62% aus Holzsortimenten, nimmt man die Ablaugennutzung in der Papier- und Zellstoffindustrie dazu, dann werden rund 79% von Holz abgedeckt.

Stand der Biomassenutzung in Österreich

Von Anton Jonas*

Biomasse ist wegen des dezentralen Aufkommens und der geringen Energiedichte vorwiegend ein Energieträger des ländlichen Raumes. Diese dezentrale Nutzung und Anwendung verringert die Transportwege und verbessert die Energie- und Umweltbilanz.
Durch die Verwendung von Holz-Biomasse, dem klassischen erneuerbaren Energieträger, wird ein entscheidender Beitrag zur Energieversorgung in Österreich geleistet und damit auch maßgeblich zur Verminderung der Importabhängigkeit beigetragen (Abbildung 1). Durch die nachhaltige Produktion der heimischen Biomasse und den Einsatz in modernen Anlagen wird nahezu ein geschlossener Kreislauf erreicht.
Die Holzheizung hat in Österreich eine lange Tradition. Die Technik der Holzverbrennung hat in den letzten 15 Jahren hinsichtlich Verbesserung der Verbrennungsqualität, des Wirkungsgrades und der Emissionsminderung einen Quantensprung hinter sich. Die Prüfberichte der BLT-Wieselburg beweisen dies, an weiteren Optimierungen wird laufend gearbeitet.
Der hohe Komfortanspruch und niedrige Ölpreis haben Anfang der 90er Jahre zu einer gewissen Stagnation bei Neuanschaffungen von Hackgutheizungen geführt und die Zahl der neu installierten Scheitholzkessel ging sogar erkennbar zurück. Der Ölpreisanstieg ab dem Jahr 2000 brachte aber wieder eine deutliche Umkehr im Konsumentenverhalten.

Hackgut- & Pelletsheizungen

Die modernen Holzheizungen mit automatischer Brennstoffzufuhr legten hingegen in den letzten fünf Jahren kontinuierlich zu. Mit Ende des Vorjahres sind laut Erhebung der Niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskammer 42.460 Heizanlagen in diesem Leistungssegment (Kleinanlagen bis 100 kW) in Betrieb. Die Hackgutheizungen nahmen dabei jährlich nur leicht, aber kontinuierlich zu. Ihr Anteil lag im Jahr 2002 bei 2.390 Neuanlagen.

Abbildung 1[^]
Im Jahr 2001 konnten in Österreich mit erneuerbaren Energieträgern 11,0% (141,5 PJ) des Gesamtenergieverbrauchs (1.290 PJ/a) gedeckt werden

Am deutlichsten waren es aber die Pellets-Zentralheizungen, die es auf Grund einer sehr offensiven Marktstrategie der Erzeugerfirmen schafften, auch in den (klein)städtischen Bereich vorzudringen, wodurch so manche Ölheizung ersetzt wurde (siehe Abbildungen 2 und 3). Nach äußerst rasanten Zuwächsen bis zum Jahre 2001 ist im Vorjahr zwar kein neues Rekordergebnis zu verzeichnen, mit 4.490 Neuanlagen aber immer noch das zweitbeste aller Zeiten.
Die Gesamtleistung aller Hackgut-, Pellets- und - inklusive der mittleren und größeren - Rindenheizungen erreichte mit Ende 2002 insgesamt 3.248 MW (siehe Tabelle 1). Daraus kann ein jährlicher Brennstoffbedarf von über 3 Mio. Festmeter Holz (und Rinde) abgeleitet werden. Industrielle Großanlagen wie etwa in der Zellstoff- und Papierindustrie sowie holzverarbeitenden Industrie sind hier nicht enthalten.
Mit nahezu einem Drittel wurden die meisten Kleinanlagen in Oberösterreich in Betrieb genommen. Auf den weiteren Plätzen folgen Niederösterreich (21%) und die Steiermark (19%) (siehe Abbildung  4).

  1988 -1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Summe
Anzahl
Leistung
[MW]
Kleinanlagen bis 100 kW,
10.530
2.280
2.452
3.236
4.186
5.615
7.276
6.884
42.459
1.443
davon Pellets-ZH
 
 
425
1.323
2.128
3.466
4.932
4.492
16.766
 
Mittlere Anlagengrößen (über 100 bis 1.000 kW)
1.203
214
256
280
159
223
301
223
2.859
798
Großanlagen (über 1 MW)
141
34
45
50
42
27
54
26
419
1.007
Gesamtanzahl
11.874
2.528
2.753
3.566
4.387
5.865
7.631
7.133
45.737
3.248

Tabelle 1: Anzahl der Hackschnitzel- und Pelletsheizungen, österreichweit, 3 Leistungskategorien, 1988 - 2002

Abbildung 2
Pellets bestehen aus reinen, trockenen Hobel- und Sägespänen, die unter hohem Druck ohne Zugabe von synthetischen Bindemitteln gepresst werden (ÖNORM M7135)

Abbildung 3
Pellets werden üblicherweise mit dem Pumpwagen zugestellt

Moderne Stückholzkessel

Als moderne Scheitholzheizung wird die Kombination Scheitholzvergaserkessel in Verbindung mit einem Pufferspeicher (Lastausgleichsspeicher) gesehen. Ab Mitte der 90er Jahre nahm die Zahl der mit Holz beheizten Wohnungen kontinuierlich ab. Gas- und Ölheizungen hingegen konnten ihre Marktposition ausbauen. Durchschnittlich werden jährlich in Österreich 80.000 bis 85.000 Zentralheizungseinheiten neu installiert bzw. umgerüstet.
Nach einer erstmals durchgeführten Erhebung über die neu installierten, "typengeprüften Stückholzkessel" (Scheitholzvergaserkessel) wurden im Jahr 2001 5.364 Heizanlagen dieser Art in Betrieb genommen. Das Vorjahresergebnis mit 4.276 neuen Anlagen weist einen Rückgang von 20% im Vergleich dazu auf. Die schwierige allgemeine Konjunkturlage und damit eine gewisse "Abwartehaltung" der Konsumenten haben dazu geführt, dass so manche Umrüstung (Sanierung) verschoben wurde.
Nicht uninteressant bei dieser Entwicklung ist aber auch die Tatsache, dass sich die Zahl der neu installierten Ölkessel in den letzten drei Jahren mehr als halbiert hat. Nur die modernen Gaskessel konnten trotz rückläufiger Gesamtzahl der Installationen ihren Anteil halten bzw. relativ sogar verbessern (siehe Abbildung 5).

Biomasse-Fern(Nah-)wärmeanlagen

Diese Versorgungsanlagen haben in den letzten zehn Jahren einen hohen technischen Stand erreicht und in allen Bundesländern Eingang gefunden. Österreich ist mit 775 Anlagen dieser Art und einer Leistungskapazität von rund 878 Megawatt europaweit führend (siehe Abbildung 6).
Auf Grund der hohen Investitionskosten, insbesondere für die Fernwärmenetze geht der Trend heute verstärkt auf kleinere Anlagen, auf so genannte "Mikronetze" und "Contractingmodelle" hin. Andererseits wurde durch das neue Ökostromgesetz und die verordneten Einspeisetarife der Weg entsprechend geebnet, sodass in "größeren" Einheiten mit einer Kraft-Wärme-Kopplung auch Strom aus Biomasse produziert werden kann.
Als Betreiber dieser bestehenden Wärmeversorgung treten überwiegend örtliche bäuerliche Interessentengruppen - 70% der Anzahl mit 532 MW - auf. Es sind dies vor allem bäuerliche Fernwärmegenossenschaften, aber auch bäuerliche Einzelunternehmer sowie größere Forstbetriebe (Stifte). Die bäuerlichen Waldbesitzer wollen nicht nur den Rohstoff Holz liefern, sondern dort, wo dies möglich ist, das "veredelte" Produkt Wärme als Dienstleistung den Konsumenten anbieten.
Die zweitgrößte Gruppe sind Gewerbebetriebe (Einzelunternehmen sowie gewerbliche Zusammenschlüsse) mit 13% der Anlagen und 129 MW. Hier sind vor allem holzverarbeitende Betriebe zu erwähnen. Die größeren Energieversorgungsunternehmen (EVU) decken mit 7% der Anzahl immerhin 164 MW (19% der Leistung) ab. Die Gemeinden als Betreiber derartiger Anlagen sind mit 10% der Anzahl aber nur mit 52 MW vertreten. Die meisten gemeindeeigenen Anlagen sind schwerpunktmäßig in den westlichen Bundesländern Tirol und Vorarlberg vorhanden. Wohnbauträger sind überwiegend in Salzburg vertreten.

Abschließende Bemerkungen

Heizen mit Holz bedeutet Energieverwendung im Kreislauf der Natur. Holz ist bei nachhaltiger Waldnutzung eine sich immer erneuernde Energiequelle und daher C02-neutral. Die Bereitstellung des Holzes ist mit geringem Energieaufwand verbunden. Die Transportwege sind kurz und ohne Umweltgefährdung. Die Lagerung ist problemlos. Die Verwendung von Holz für Energiezwecke verbessert beim Anwender das Verständnis und die Beziehung zur heimischen Natur und  Umwelt.

Abbildung 4
Hackschnitzelheizungserhebung 1988 - 2002, Verteilung der Kleinanlagen ausgehend von 42.459 Heizanlagen

Abbildung 5
Kesselinstallationen pro Jahr in Österreich

Trotz des hohen Beitrages, den die Biomasse - speziell das heimische Holz - an der österreichischen Energieaufbringung leistet, können im "Waldland Österreich" noch beträchtliche Potenziale zusätzlich genützt werden. Eine Verdopplung der derzeit ausgewiesenen Brennholznutzung in Höhe von rund 3 bis 3,5 Mio. Festmetern wäre relativ kurzfristig möglich.
Eine gezielte Offensive und weitere Steigerung des Einsatzes dieser heimischen Energiequelle würden beträchtliche Mehrinvestitionen auslösen und viele neue Arbeitsplätze im ländlichen Raum schaffen.

Abbildung 6
Biomasse-Fernwärmeanlagen in Österreich im Jahr 2002 ausgehend von 775 Anlagen mit insgesamt 878 MW Leistung

Der Preis "Frauen in der Umwelttechnik"wurde zum zweiten Mal vergeben. Einer von den drei Hauptpreisen in der Kategorie "Frauen und Umwelttechnik" ging an Dipl.-Ing. Irene Bergmann von der AEE/intec für ihre umfangreichen Arbeiten zur Fassadenintegration von Sonnenkollektoren.

*) Forstdirektor Dipl.- Ing. Anton Jonas der Niederösterr. Landes-Landwirtschaftkammer, Forstabteilung, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.lk-noe.at [^]

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