Zeitschrift EE

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2003-04: Nachhaltige Gebäude im Nichtwohnungsbau

Energiepolitik

Die Konzeption für die Programmlinie "Haus der Zukunft" im Rahmen des Forschungs- und Technologieprogramms Nachhaltig Wirtschaften des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) sieht die abschließende Errichtung von konkreten Demonstrationsprojekten vor, welche die Forschungsergebnisse der Programmlinie verdeutlichen.

Haus der Zukunft

Von Michael Paula*

Wie sich nun zeigt, ließ sich dieses Ziel erreichen. Von Anfang an war klar, dass das Thema "Zukunftsorientiertes Bauen und Wohnen" von großer Relevanz für eine nachhaltige Entwicklung ist und gleichzeitig ein hohes Maß an Innovationschancen für die Wirtschaft eröffnet.
Jedoch wären hohe Anforderungen an fachübergreifende Zusammenarbeit zu erfüllen und eine gute Kooperation mit den Umsetzern zu gewährleisten. Die gleichzeitig zu berücksichtigenden Themen wie optimale Energieeffizienz, Solararchitektur, ökologische Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, ökonomisch günstige Fertigungsweisen sowie Faktoren wie Licht, Luft, Nutzerbedürfnisse und Lebensqualität müssten gleichzeitig vorangetrieben werden und in konkreten Konzepten gemeinsam umgesetzt werden. Deshalb sahen viele Fachleute einen raschen Durchbruch als nicht realistisch an.
Heute, einige Jahre nach Programmstart, sind die Skeptiker verstummt. Nach drei Ausschreibungen mit 125 Projekten (Förderungsvolumen über 13 Mio E) ist die Anzahl der von einer internationalen Jury ausgezeichneten Konzepte, die nun in Form von Demonstrationsprojekten umgesetzt werden sollen, deutlich höher als ursprünglich erhofft (siehe Abbildung 1). Das große Engagement, die hohe Bereitschaft zur Zusammenarbeit der österreichischen Forscher, Architekten und Firmen haben zu einem international beachteten Durchbruch geführt.

Abbildung 1: Standort geplanter Demonstrationsanlagen

Demonstrationsanlagen

Beispielhaft werden hier das im Oktober 2003 eröffnete ChristophorusHaus in Stadl-Paura sowie das Schiestl-Haus, welches im Sommer 2004 auf dem Gipfel des Hochschwab errichtet werden soll, genannt. Das ChristophorusHaus ist ein multifunktionales Betriebs- und Verwaltungsgebäude in Passivhausstandard und hochwertiger Holzbauweise, welches durch seine konsequente Orientierung an Nachhaltigkeit als international beachtetes Leitprojekt gesehen wird (siehe Artikel von C. Fink in dieser Ausgabe von erneuerbare energie, Seite 12).
Das auf dem Hochschwab geplante Schiestl-Haus fungiert sozusagen als "Formel 1" unter den Passivhaus-Demonstrationsprojekten (siehe Abbildung 2). 2.200 Höhenmeter bei zeitweise extremen Wetterbedingungen im Wasserschutzgebiet erfordert höchste Ansprüche an Bauweise sowie an Energie-, Wasser- und Bewirtschaftungskonzepte. Höchste Energieeffizienz und die erneuerbaren Energiequellen Sonne und Wind ermöglichen eine autonome Versorgung von thermischer und elektrischer Energie. Regenwasseraufbereitung und biologische Abwasserreinigung werden der relativen Wasserknappheit und der ökologischen Sensibilität des Standortes Rechnung tragen. Somit ist dieses Demonstrationsprojekt ein richtungsweisender Prototyp für konsequent ökologisch ausgerichtete alpine Stützpunkte in "Insellagen".

Abbildung 2: Schiestl-Haus, alpiner Stützpunkt am Hochschwab

Altbau der Zukunft

Da die Sanierung des bestehenden Gebäudebestandes in den nächsten Jahren eine große Rolle spielen wird, widmet sich die Programmlinie "Haus der Zukunft" als nächstes der Übertragung der Erkenntnisse und Erfahrungen vom Neubau auf Sanierungsprojekte.
Bereits die Preisträgerprojekte des 2001 durchgeführten Wettbewerbes "Altbau der Zukunft" zeigten, dass mit einer Sanierung ein beachtliches Potenzial an energetischen und bautechnischen Verbesserungen gegeben sind. So konnte z. B. das Siegerprojekt "Ökoeffiziente Gebäudesanierung Nordpool-Steyr" (siehe Titelbild dieses Artikels) zeigen, wie aus einer ehemaligen Produktionsstätte ein energieeffizientes, ökologisches und modernes Büro- und Geschäftshaus gemacht wurde. Die Heizenergiekosten wurden durch die Sanierung um den Faktor 20 gesenkt. Der Rest-Heizbedarf wird mit erneuerbarer Energie gedeckt. Bei der Sanierung zum Niedrigenergiehaus wurden fast ausschließlich nachwachsende Rohstoffe bzw. Recyclingmaterialien verwendet. Gleichzeitig konnten die Sanierungskosten extrem tief gehalten werden (335 E/m²). Damit ist dieses Projekt ein gelungenes Referenzmodell für weitere Gebäudesanierungen aus den 60er- und 70er-Jahren.
Dank der guten Zusammenarbeit der beteiligten Forscher und Fachleute aber auch der konstruktiven Kooperation zwischen Bundes- und Landeseinrichtungen bei der Finanzierung von Demonstrationsprojekten ist zu erwarten, dass Österreich auch im Bereich der zukunftsorientierten Althaussanierung eine Vorreiterrolle einnehmen wird.
Weitere Informationen zur Programmlinie und zu den angeführten Projekten unter:
www.HAUSderzukunft.at

*) Dipl.-Ing. Michael Paula initiierte das Impulsprogramm "Nachhaltig Wirtschaften" mit folgenden Programmlinien: "Haus der Zukunft", "Fabrik der Zukunft" und Energiesysteme der Zukunft". Michael Paula trägt als Abteilungsleiter im BMVIT die Programmverantwortung. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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