Zeitschrift EE

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2004-04: Windenergie zwischen Euphorie und Widerstand

Windenergienutzung in Österreich

Der massive Zuwachs an Windkraftanlagen und der damit verbundene Förderbedarf führt in Österreich zu heftigen Diskussionen zwischen Windkraftlobby und Verbraucherorganisationen.

Wirtschaftsfaktor Windenergie
Auswirkungen der Windenergienutzung auf die Beschäftigung in Österreich

Von Heidi Adensam*

Der Mehrbelastung der Stromverbraucher durch den Förderbeitrag je kWh verbrauchtem Strom stehen volkswirtschaftliche Nutzen wie z. B. die CO2-Einsparung und die Versorgungssicherheit durch Reduktion der Abhängigkeit von fossilen und nicht ausreichend in Österreich verfügbarer Energieträgern gegenüber. Eine Untersuchung des Österreichischen Ökologie-Instituts beleuchtet einen Aspekt, der in solchen Diskussionen oft unbeachtet bleibt: die konjunkturellen Auswirkungen der Windkraftnutzung, insbesondere die Auswirkungen auf die Beschäftigung.

Schaffung von Arbeitsplätzen

Obwohl Österreich über keine eigenen Windkraftanlagenproduzenten verfügt, wird durch die Nutzung der Windkraft Beschäftigung in Österreich geschaffen: Bei der Errichtung von Windkraftanlagen in Österreich sind z. B. Planungsleistungen, Transportleistungen oder bauliche Maßnahmen erforderlich, die zu einem großen Anteil durch österreichische Betriebe bereitgestellt werden. Beim Betrieb österreichischer Windkraftanlagen werden österreichische Firmen zu Wartungs- und Reparaturarbeiten herangezogen und in der in Österreich angesiedelten Zulieferindustrie für Windkraftanlagenhersteller finden sich zahlreiche Arbeitsplätze.
Die Abschätzung der Auswirkungen der Windkraftnutzung auf den Arbeitsmarkt erfolgte mit Hilfe von zwei Methoden:

  • Unternehmensbefragung: Es wurden sowohl Windkraftanlagen-Betreiber über die Investitions-, Betriebs- und Rückbaukosten als auch Unternehmen, die Leistungen für den Bereich Windkraftbereich erbringen wie z. B. Rotorblatthersteller mittels Fragebogen befragt.
  • Input-Output-Analyse: Wertschöpfung und Arbeitsplätze wurden mittels Input-Output-Analyse anhand der Umsatzdaten errechnet. Dabei wurden nicht nur Arbeitsplätze in den unmittelbar von den Investitionen in Windkraft betroffenen Sektoren berücksichtigt, sondern auch Effekte in den vorgelagerten Unternehmen. Das heißt: Nicht nur die Arbeitsplätze bei einem Generatorenhersteller werden ermittelt, sondern auch die der österreichischen Kabel-, Blech- und sonstigen Produzenten, die Vorprodukte für diese Generatoren liefern.

Errichtung und Betrieb

Insgesamt wurden bis Ende 2002 etwa 150 Mio. € in die Errichtung von Windkraftanlagen investiert, 2003 waren es bereits rund 300 Mio. Euro. Von den 300 Mio. Euro werden 210 Mio. Euro für die Anlagen und 90 Mio. Euro für Projektnebenkosten (Planung, bauliche Maßnahmen, etc.) aufgewendet. Bis 2008 könnte die Windkraft bis auf 950 MW ausgebaut und damit 1,04 Mrd. Euro investiert werden. Durch den starken Ausbau werden im Jahr 2003 632 Personen bei den direkt an der Windkraftanlagenerrichtung involvierten Firmen beschäftigt. Weitere 607 Arbeitsplätze kommen bei Vorlieferanten dieser Firmen hinzu.
Die Investitionskosten allein anzusehen greift aber zu kurz: Genauso wie die Kosten für das Projekt selbst muss man auch die Betriebskosten, die während der gesamten Lebensdauer einer Windkraftanlage für Verwaltung, Versicherung, Pacht, Wartung und Reparaturen anfallen, berücksichtigen. Die Betriebskosten kommen fast ausschließlich österreichischen Betrieben zu gute und machten bis 2002 15,2 Mio. Euro aus. 2003 beliefen sich die Betriebskosten auf 12,3 Mio. Euro. Bei einem Ausbau auf 950 MW werden die jährlichen Betriebskosten weiter auf knapp 59 Mio. Euro im Jahr 2017 ansteigen.
Durch den Betrieb der Anlagen wurden bis 2004 (wenn der Zubau des Jahres 2003 auch beim Betrieb der Anlagen voll durchschlägt) 250 Arbeitsplätze in den direkt betroffenen Unternehmen und den Branchen, die Vorleistungen für den Betrieb der Anlagen erbringen, geschaffen. Bei einem Ausbau von 950 MW ist 2017 das Maximum an Beschäftigten erreicht, knapp 700 Personen arbeiten dann für den Betrieb von Windkraftanlagen.

Abbildung 1: Beschäftigung durch Investition und Betrieb von 950 MW Windkraft bis 2008 Primär (Windfirmen und ihre Zulieferer)(Quelle: Österreichisches Ökologieinstitut 2003)

Windkraft-Zulieferindustrie

Nicht nur durch Errichtung und Betrieb von Windkraftanlagen werden Arbeitsplätze geschaffen. Österreich verfügt über eine starke Windkraft-Zulieferindustrie, die ständig im Wachsen begriffen ist: 2002 betrug der Import von Windkraftanlagen 35,5 Mio. Euro, der Export von Anlagenteilen lag dagegen bei über 78 Mio. Die Weizer Traditionsfirma Elin EBG Motoren GmbH ist weltweit einer der führenden Generatorenlieferanten in der Windbranche. Mit 214 Mitarbeitern wurden 2002 38 Mio. Euro umgesetzt. Die oberöstereichische Firma Hexcel Composites Österreich, die mit 160 Mitarbeiter hochwertige Verbundwerkstoffe für die Rotorflügel liefert, hat 2002 Rotorblattmaterial um 42 Mio. US$ an die weltweit wichtigsten Windkraftanlagenhersteller geliefert. Obwohl alles, was Hexcel in Oberösterreich in Sachen Windkraft produziert, exportiert wird, schlägt sich das Geschäft in Österreich auf den Umsatz durch: Jede in Österreich verkaufte Windkraftanlage, in der Hexcel-Flügelmaterial steckt, bedeutet einen zusätzlichen Umsatz von 52.000 Euro.
Im Jahr 2003 kommen zu den rund 1240 Arbeitsplätzen durch die Errichtung der Anlagen und den knapp 250 Arbeitsplätzen durch den Betrieb der Anlagen die Arbeitsplätze im Bereich der österreichischen Zulieferindustrie in Höhe von ca. 800 Arbeitsplätzen hinzu.

Abbildung 2: Wind erzeugt nicht nur Strom, sondern auch Arbeitsplätze

Die Beschäftigungseffekte der Windkraftnutzung in Österreich werden damit wesentlich von Betriebskosten der Windkraftanlagen und der Zulieferindustrie bestimmt, die Investition selbst bringt vergleichsweise weniger Beschäftigung.

*) Mag. Heidi Adensam ist Mitarbeiterin am Österreichischen Ökologie-Institut für angewandte Umweltforschung im Bereich Ressourcenmanagement, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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