Zeitschrift EE

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2005-03: Solare Prozesswärme

Realisierte Anlagen

Den rauchenden Schornstein des Voitsberger Kohlekraftwerkes vor Augen fand ein Köflacher Unternehmer eine Möglichkeit seine Autowaschanlage ohne fossile Brennstoffe zu betreiben. Somit entstand die erste solare Autowäsche in Österreich. Durch die Biomassefernwärme als zweiten Energielieferanten können die Autos jetzt CO2-neutral gewaschen werden.

SunWash- die Sonne wäscht Autos

Von Thomas Müller*

Die Waschanlage mit Selbstbedienungsservice benötigt für ein optimales Reinigungsergebnis der Autos Warmwasser mit 60°C. Höhere Temperaturen würden zu einer Schädigung des Lackes führen, während niedrigere Temperaturen nur durch höheren Chemikalieneinsatz auszugleichen sind.
Das jährliche Verbrauchsprofil einer Waschanlage würde nicht auf ein geeignetes Einsatzgebiet für solarthermische Anlagen schließen lassen. Der Spitzenbedarf liegt im Winter, da zu dieser Zeit Salz und Straßenschmutz von den Autos gewaschen werden muss. Allerdings werden Autos hauptsächlich bei Schönwetter gewaschen und damit kann die solare Einstrahlung optimal genutzt werden.
Aufgrund der Selbstbedienung ist auch kein ständig verfügbares Personal bei der Anlage notwendig, wodurch ein 24 Stunden Betrieb gewährleistet ist. Gerade am Wochenende wird auch in der Sommerzeit der höchste Warmwasserbedarf verzeichnet. Die Waschanlage verfügt über fünf Waschplätze mit einer größeren Box, die auch für LKWs geeignet ist. Der Jahresbedarf an Warmwasser beträgt ca. 900.000 Liter bei 60°C, was einem jährlichen Energiebedarf von ca. 52.250 kWh entspricht.

Solaranlagenkonzept

Die Bruttokollektorfläche der Solaranlage besteht aus vier Feldern und beträgt rund 43 m², wobei jeweils vier Module zu einem Feld kombiniert wurden. Das Dach der Waschplätze wurde von einem Architektenteam mit zwei schrägen Flächen gestaltet, die den Kollektoren einen optimalen Aufstellwinkel bieten. Diese Konstruktion führte einerseits nur zu geringen Mehrkosten und andererseits konnte so auf eine zusätzliche Aufstellkonstruktion für die Kollektoren verzichtet werden.
Für die Solaranlage steht ein Speichervolumen von insgesamt 2.000 Litern zur Verfügung und für die Nachheizung über den Biomassefernwärmeanschluss ein Bereitschaftsvolumen von 1.000 Liter.
In Zeiten mit hohem Warmwasserbedarf dient die Solaranlage als Vorwärmstufe, während bei geringerem Bedarf und guter Einstrahlung im Sommer die gesamte benötigte Energie von der Sonne geliefert wird.

Erträge

Bei der Planung der Anlage wurde ein solarer Deckungsanteil von 40% anvisiert, welcher durch Messungen des Systems im ersten Halbjahr 2005 bestätigt werden konnte. Der geringere Warmwasserbedarf in den Sommermonaten wurde bei der Auslegung der Anlage berücksichtigt. Somit ergibt sich im Sommer eine weitestgehende Versorgung der Waschboxen mit Solarenergie, und es kommt kaum zu Anlagenstillständen durch fehlende Abnahme von Warmwasser.

Abbildung 1: Die Solaranlage deckte im Sommer 2005 bis zu 80% des Warmwasserbedarfs

Weitere Anlage

Nicht nur die Messergebnisse zeigen den Erfolg dieses Konzeptes für eine Autowaschanlage. Die Begeisterung des Unternehmers ist weiterhin ungebrochen, und so wurde im Jahr 2004 eine weitere Anlage des gleichen Typs (in diesem Fall erfolgt die Nachheizung mit Gas) in Gratwein bei Graz eröffnet.

*) Dipl.-Ing. Thoms Müller ist Mitarbeiter der AEE INTEC, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.aee-intec.at [^]

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