Zeitschrift EE

Zurück zu den Beiträgen

2007-02: Hochwertige Sanierung von Gebäuden

Wassermanagement

Sparen hat einen guten Klang in einer Gesellschaft, die im Überfluss lebt, impliziert es doch, dass man sich bemüht, haushälterisch mit seinen Ressourcen umzugehen. In alle anderen Gemeinschaften, die mit viel weniger auskommen müssen, ist dagegen jede Ausgabe kritisch zu überprüfen, um zu überleben.

Wassersparen im Wohnbau

Von Friedrich Gerhard Wach*

Die meisten werden in unserem Land einen sparsamen Umgang mit dem „kostbaren Gut“ Wasser zustimmen und auch individuell versuchen, Wasser zu sparen, wissen aber auf Nachfrage in den seltensten Fällen den Kubikmeterpreis für Leitungswasser zu nennen. In Ländern mit Wasserknappheit oder ohne Verteilernetz weiß jeder, was es an Geld, Zeit und Arbeit kostet, sich mit Wasser zu versorgen, z. B. in Jordanien, Palästina oder Bangladesh wo aufgefangenes Regenwasser, oft die einzige einigermaßen hygienisch sichere Trinkwasserquelle ist. Wenn hier über Wassersparen im Wohnungsbau gesprochen werden soll, so müssen am Anfang die Relationen genannt werden, in welchen Bereichen die großen Wasserkonsumenten zu verorten sind. Im globalen Maßstab ist es die Landwirtschaft, die mit ca. 70 % am Frischwasserverbrauch beteiligt ist. Effizientere Bewässerungstechniken würden einen wesentlich größeren Beitrag zur Schonung der verfügbaren Süßwasservorräte leisten als im häuslichen Bereich.
Auch muss die Frage gestellt werden, warum in Mitteleuropa Wasser gespart werden soll, wo es doch im landläufigen Sinn gut mit Süßwasser versorgt zu sein scheint:

  1. In Mitteleuropa gibt es weniger ein Quantitäts- als ein Qualitätsproblem. Konventionelle Landwirtschaft, Industrie und Verkehr emittieren viele Schadstoffe, die letztlich ins Grundwasser ausgewaschen werden. Eine mindere Nutzung des Grundwassers würde erlauben, dass Schadstoffe nicht so schnell in den Entnahmetrichter eines Brunnens gelangten und deshalb länger im biologisch aktiven Oberboden verblieben. Dort abgebaut, würden sie den Aufbereitungsaufwand (z. B. Aktivkohlefiltration) im Wasserwerk verringern.
  2. Vom Grundwasser abhängige Landökosysteme wie Quellen oder Feuchtgebiete können durch Trinkwasserbrunnen versiegen und trocken fallen, was zum Verlust dieser Lebensräume und das Verschwinden der dort ansässigen Fauna und Flora nach sich zöge. Die EG-Wasserrahmenrichtlinie, die seit 2001 in alle Wassergesetze der nun 29 Mitgliedstaaten eingezogen ist, verbietet eine derartige Beeinträchtigung.
  3. Fast jeder verbrauchte Wassertropfen wird zum Abwasser und muss nach dem Transport zu einer Abwasserbehandlungsanlage entsprechend der nationalen und EU-Vorschriften gereinigt werden. Je geringer die Wassermengen sind, die eine Kläranlage zu verarbeiten hat, desto besser ist ihre Reinigungsleistung.

Wie viel Wasser muss ein?

Wassersparen als Aktion oder Aufforderung sagt nichts darüber aus, welches Verbrauchsziel angestrebt wird. Ein US-Amerikaner könnte seinem täglichen Verbrauch von 400 Litern Leitungswasser könnte durch z.B. das Einstellen der Getränkekühlung unter laufendem Wasser auf 300 Liter mindern, hätte damit 25 % eingespart, läge aber immer noch doppelt so hoch wie ein Österreicher mit seinem Trinkwasserverbrauch von 145 Liter pro Kopf und Tag. Wo soll also der sozial angemessene oder ökologisch vertretbare spezifische Wasserverbrauch liegen? Dies kann nicht für alle Regionen der Welt gleich mit einer Zahl beantwortet werden. Obwohl die UNESCO den Mindestwasserverbrauch für einen Bürger dieser Erde mit 50 Liter pro Tag errechnet hat. Darin wären die Mengen für Trinken, Essenszubereitung und für die Körper- und Kleidungspflege enthalten. Aber hier ist die Frage zu stellen, müssen diese 50 Liter auch Trinkwasserqualität besitzen? Mitnichten, denn nur 10 % davon - fünf Liter - benötigen wir täglich, um unseren Durst zu stillen und zum Kochen. Zum Waschen würde Regenwasser ausreichen und für profanere Zwecke wie Toilettenspülung oder Gartenbewässerung reichte gereinigtes Grauwasser aus.
Die Menschen in Deutschland und Österreich leben hinsichtlich der Leitungswasserqualität auf einer Insel der Seligen. Nur in wenigen Staaten der Welt hat das Leitungswasser eine derart hohe Qualität, dass es ohne weiteres getrunken werden kann. Schon in vielen EU-Mitgliedsstaaten in Süd- oder Osteuropa ist das Leitungswasser gechlort und wer es sich leisten kann, kauft sein Trinkwasser dort in der Flasche.

Abbildung 1: Armut, öffentliches Bewusstsein und die Politik bestimmen den Wasserverbrauch
(Quelle: Memon & Butler, 2001, WaterSave Network, UK)

Wassersparen - mit Kopf und Portemonnaie?

Der in Deutschland in den 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhundert prognostizierte häusliche Wasserverbrauch von über 200 l/Person und Tag ist nicht eingetreten, seit 1990 ist sogar eine ständige Abnahme zu verzeichnen, heute wird er mit 127 Liter angegeben. Sicherlich hat die Einführung der 6-Liter-Spültoilette mit Stoptaste, die die Unterbrechung des Spülstroms ermöglicht, mit dazu beigetragen, die Trinkwasserverschwendung für diese Wassernutzung zu reduzieren. Diese Einsparung wurde aber wieder aufgehoben durch die Aufwertung des Badezimmers als „Wellnessraum“ mit verschiedenen Dusch- und Badeanwendungen. Entscheidend wurde aber die individuelle Abrechnung des Wasserverbrauchs über Wohnungswasserzähler im Geschosswohnungsbau. Immer mehr Haushalte werden auf Wunsch der Mieter mit Wasserzählern ausgerüstet, so dass die Nebenkosten „Wasser“ nicht mehr pauschal über Fläche oder Personenzahl berechnet wurden sondern exakt nach dem tatsächlichen häuslichen Verbrauch. In den fünf neuen Bundesländern in Deutschland stieg der gemeinsame Trinkwasser- und Abwasserpreis auf Grund von überteuerten Investitionen im Abwasserbereich nach der Wiedervereinigung auf bis zu 7 € pro Kubikmeter. Die Nutzer reagierten in dem sie auf individuelle Abrechnung bestanden und so Wasseruhren eingebaut wurden. Inzwischen liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch z.B. in Sachsen bei 80 Liter pro Kopf und Tag. Dass mit Wohnungswasserzählern der Wasserverbrauch sinkt, hatten schon die Hamburger Wasserwerke in den 80 er Jahren festgestellt, als sie auf ihre Kosten ein Versorgungsgebiet mit Wohnungswasserzählern bestückte. Allein durch diese Maßnahme sank der Wasserverbrauch in den Haushalten um durchschnittlich 15 %.
Wasserzähler im Wohnungsbau sind also eine effektive Methode, um Menschen zum sparsameren Umgang mit Leitungswasser zu erziehen. Da aber 80 % der Wasserkosten verbrauchsunabhängige Fixkosten sind, die aus den Aufwendungen vor allem für das Verteilernetz herrühren, muss bei fast gleicher Kostensituation und geringerem Verbrauch der Kubikmeterpreis steigen. Eine derartige Reaktion des Wasserversorgers wird oft vom „Wassersparer“ als Bestrafung dafür angesehen, mit Wasser haushälterisch umzugehen. Die Offenlegung der Kalkulation der Versorger könnte Akzeptanz beim Konsumenten herstellen.

Wassersparen im Neubau

Beim Neubau sind Investitionen technischer und finanzieller Art möglich, die im Gebäudebestand nur mit hohem Aufwand zu realisieren sind. So könnte ein Geschossbau über eine Vakuumanlage entwässert werden, die pro Toilettengang nur 1 Liter Wasser benötigt. Vakuumtoiletten sind seit Jahren auf dem Markt, ausgereift und fast jeder kennt sie von Schiffsreisen, im Flugzeug oder in modernen Zügen der Bahn. Desgleichen wäre ohne großen Mehraufwand Grauwasser von Dusche, Badewanne und Waschmaschine getrennt von anderem Abwasser aus dem Haus abzuführen und nach einer Reinigung in einem Tauchtropfkörper im Keller oder in einer Pflanzenkläranlage im Außengelände als Betriebswasser zur Toilettenspülung oder für Bewässerung zur Verfügung zu stellen. Eine Regenwassersammelanlage integriert in das Versorgungssystem, würde den Zufluss von Trinkwasser aus der Leitung weiter reduzieren. Neben den anderen Maßnahmen, die auch im Gebäudebestand zu installieren sind, könnte das vom Wasserversorger bereitgestellte Leitungswasser sich im Bereich von 50 Liter pro Tag und Person bewegen. Das würde bei den Ver- und Entsorgungsleitungen für Wasser im Haus und außerhalb viel geringere Rohrquerschnitte möglich machen, was eine deutliche Materialeinsparung bedeutet. Die Wasserversorger und die Stadtentwässerung bemängeln aber, dass das bestehende Netz für ganz andere Durchflussmengen gebaut wurde und bei derart geringen Strömen es bei der Trinkwasserversorgung zu Verkeimungen auf Grund langer Standzeiten im Netz käme und bei den großen Kanalrohren der Feststofftransport nicht mehr gewährleistet sei. Letztlich müsste man immer häufiger die Leitungen spülen, der Wasserspareffekt im Haus würde durch das häufige Spülen wieder aufgehoben. Das Argument dürfte bei der Konzeption eines Neubaues nicht gelten, da dort ja alles auf einander abgestimmt werden könnte.

Wassersparen im Altbau

Im Gebäudebestand sind folgende Wassersparinstallationen einfach durchzuführen: Neben den inzwischen üblichen A-Klasse Wasch- und Geschirrspülmaschinen werden von verschiedenen Firmen wie z.B. RST (www.rst-wassersparer.de) und NEOPERL (www.neoperl.com) Nachrüstsätze für Wasserhähne, Duschen oder Toilettenspülkästen angeboten, die den Leitungswasserverbrauch gegenüber den herkömmlichen Einrichtungen um 40 % reduzieren sollen. So können an Wasserhähne angeschraubte Perlatoren (3 - 5 Euro) den Wasserfluss auf 4 - 6 Liter/Minute reduzieren, neue Duschköpfe (15 - 20 Euro) nur noch 8 - 12 Liter/Minute Wasser verbrauchen und eingehängte Gewichte (5 Euro) im Überlauf des Spülkasten nur noch Spülwasser zulassen, solange die Spültaste gedrückt wird. Diese Installationen kommen dem Bewohner aber nur dann allein finanziell zu Gute, wenn er auch nach Wohnungswasseruhrverbrauch abgerechnet wird.

Zukunft der Wasserver- und Abwasserentsorgung

Welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Wasserressourcen haben wird, ist noch nicht abzusehen. Gerechnet wird mit mediterranen Zuständen bei uns: trockene Sommer und regenreiche Winter. Eine angepasste Mengenbewirtschaftung müsste entweder größere Speicher vorhalten oder andere Wasserqualitäten wie Regenwasser oder gereinigtes Abwasser in Betracht ziehen. Was sich aber auf jeden Fall abzeichnet, ist eine Dezentralisierung der Ver- und Entsorgung, da der Unterhalt und eine evtl. Erneuerung der Verteilernetze und der Kanalisationen enorme Investitionen erfordern und das vor dem Hintergrund abnehmender Einwohnerzahlen und sinkender Leitungswassernutzungen. Die weitere Verbesserung der Membran-Bioreaktoren (MBR) könnte diese Entwicklung beschleunigen. Bei diesen wird das Abwasser in einer von einer bakteriendichten Membran umgebenen Belebtschlammanlage gereinigt. Das Permeat ist steril und kann für andere Anwendungen wieder verwendet oder gefahrlos für die Umwelt in Fließgewässer abgegeben oder versickert werden. Anlagen so groß wie Kühlschränke sind seit einigen Jahren für Einfamilienhäuser auf dem Markt (z.B. bei www.busse-gmbh.de).

Abbildung 2: Auch ein wasserloses Urinal der Firma KERAMAG AG reduziert den Wasserverbrauch

Abbildung 3: Wasserverbrauch nach Komponenten in Österreich, Gesamt 146 Liter/Person und Tag
(Quelle: www.zer0-m.org)

*) Gerd Wach koordiniert das Naturschutzverbände übergreifende Projekt WASSERNETZ Niedersachen/Bremen zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie beim BUND, (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) in Hannover und arbeitet am Projekt Zer0-M, das in Ländern des Mittelmeeres Technologien eines nachhaltigen Wassermanagements demonstriert und in Pilotanlagen realisiert, www.zer0-m.org, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

Top of page