Zeitschrift EE

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2009-04

Wassermanagement

Abbildung 1: Metallbetrieb (Quelle: Clemens Ruck)

In der Firma DRAHTERODIERSERVICE Ney in Wallerfangen im Saarland war bereits vor 13 Jahren eine Betriebswasseranlage realisiert worden, welche im Laufe der letzten Jahre ständig vergrößert und verbessert wurde, die Eigendynamik des Firmeninhabers war Motor des Ganzen, nicht ohne den Blick auf die Wirtschaftlichkeit der Regenwassernutzung aus den Augen verloren zu haben. Neben der Technik wurden den Fachgruppenmitgliedern vor allem die finanziellen Auswirkungen der Regenwassernutzung am konkreten Beispiel präsentiert.

Regenwasser als Arbeitsmedium im Industriebetrieb

Von Michael Wilhelm, Prof. Peter M. Kunz, Adolf Eiling, Clemens Ruck, Stefan Prakesch *

Das 12. fbr-Fachgruppentreffen der Fachgruppe "Betriebswassernutung in Industrie, Gewerbe und Kommunen" stand am 03. März 2009 ganz im Zeichen der Regenwasserbewirtschaftung in Kleinstunternehmen des metallverarbeitenden Gewerbes.
Fachgruppenmitglied Michael Wilhelm lud zu diesem Termin ins Saarland zur Firma DRAHTERODIERSERVICE Ney in Wallerfangen / Saar ein. So konnten sich die Fachgruppenmitglieder von der Funktionalität und Effekivität der Anlage ein Bild machen und interessante Einblicke in den Produktionsablauf bekommen.
Das Unternehmen ist seit 1995 im Bereich des funkenerosiven Drahtschneidens tätig und beschäftigt z.Zt. 10 Mitarbeiter an 6 Maschinen. Kurz nach Aufnahme des Betriebes wurde bereits 1996 eine Regenwassernutzungsanlage eingerichtet. Regenwasser wird hierbei direkt zur Kühlung als Medium in den Erodiermaschinen eingesetzt, daneben auch peripher zur Toilettenspülung usw.
Die Anlagenkosten betrugen damals inklusive der Installation umgerechnet 2.900 Euro. Es waren 500 Quadratmeter überdachte Grundfläche an eine 4.500 Liter Kellertankanlage angeschlossen worden.

Regenwasser als Arbeitsmedium

Der entscheidende Unterschied zu einer "normalen" Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs durch Regenwasser liegt darin, dass das Regenwasser als Medium in den Erodiermaschinen eingesetzt wird. Jede Maschine benötigt ca. 600 Liter Wasser als Arbeitsmedium, welches beim Betrieb der Maschine in einem Kreislaufsystem immer wieder aufbereitet wird. Das wichtigste Merkmal der benötigten Wasserqualität ist ein Leitwert von < 10 µs (Mikrosiemens), welcher durch Deionisierung in einem Harzfilter erreicht wird. Ein Harzfilter kostet neu ca. 200 Euro und im Austausch ca. 160 Euro. Die Filter werden bei Betrieb der Anlage mit Trinkwasser, je nach Wasserqualität und den zu bearbeitenden Werkstoffen, mindestens 1 Mal im Monat getauscht. Durch den Einsatz von Regenwasser kann die Nutzungsdauer der Filter mehr als verdoppelt werden.
Diese Werte sind aber nicht bundesweit einheitlich anzusehen! Der elektrische Leitwert im Trinkwasser und genau so auch im Regenwasser ist von Region zu Region unterschiedlich. Speziell in Wallerfangen liegt der Leitwert im Trinkwasser bei 50 µs und der im Regenwasser bei < 25 µs. Je größer dieser Unterschied ist, um so wirkungsvoller ist der Einsatz von Regenwasser an diesen Maschinen!

Wirtschaftliche Aspekte

Das Unternehmen spart auf der einen Seite die Kosten für ca. 110 Kubikmeter Trinkwasser durch den Einsatz von Regenwasser an den Maschinen und an den Toilettenanlagen – viel mehr aber noch und viel interessanter sind die Einsparpotenziale, die sich durch den Minderverbrauch der Harzfilter ergeben. Hier können jährlich ca. 7.200 Euro an Kosten eingespart werden. Die Amortisation der Regenwassernutzungsanlage war somit bereits nach 6 Monaten erreicht!
Diese Zahlen sprechen für sich und man kann sich vorstellen, dass es viele Bereiche in der Industrie gibt, in welchen der Einsatz von kalkfreiem, deionisiertem Wasser (Regenwasser!) Einsparungen bei der Wasseraufbereitung ermöglicht!

Regenwasser als Kühlwasser

Aber auch hier hat sich Herbert Ney, Geschäftsführer und Inhaber des Unternehmens, auf Grund der Erkenntnisse und Erfahrungswerte der letzten 10 Jahre seine Gedanken über mögliche Veränderungen und Verbesserungen gemacht. Da sich die Tankanlage, die in der Werkshalle aufgebaut gewesen war, als zu wärmeempfindlich und zu klein herausgestellt hatte, wurde ein alter, ehemaliger 10 Kubikmeter Heizöl-Erdtank gereinigt und zum Regenwasserlagertank umgerüstet. Ziel war es, aus ihm die 6 Einzel-Kühlaggregate der Erodiermaschinen zu speisen und die Kühlanlage zu ersetzen. Das aus dem Regenwassertank stammende und im Umlauf genutzte Kühlwasser wird durch die Temperatur des Erdreichs bzw. in Ausnahmefällen durch ein zentrales Kühlgerät auf die gewünschte Temperatur abgekühlt. Diese Maßnahme führte zu einer zusätzlichen Energieeinsparung und steigerte die Nutzung der vorhandenen Regenspende.
Auch wurde die Dachfläche zu 100 Prozent an diese Anlage angeschlossen, da die Einführung einer Regenwassergebühr für versiegelte Flächen auch in der Gemeinde Wallerfangen / Saar nur noch eine Frage der Zeit sein wird.

Fazit

Regenwassernutzung in Industrie und Gewerbe sind sicherlich nicht neu. Auch die Effektivität, welche bei Industrieanlagen erzielt werden kann, ist nichts Neues. Dass das Regenwasser aber durch seine von Natur aus gegebenen Eigenschaften einen zusätzlichen finanziellen Anreiz bieten kann, macht die Regenwassernutzung in diesem Fall doppelt interessant, bietet einen Wettbewerbsvorteil und sichert so die Arbeitsplätze.
Wermutstropfen an dieser kostengünstigen und effektiven Betriebswassernutzung ist, dass der italienische Hersteller, der Erodiermaschinen, den Einsatz von Regenwasser an seinen Maschinen grundsätzlich untersagt und mit Garantieverlust droht. Schade, dass auch langjährige Erfahrungswerte, wie die von Herrn Ney aus Wallerfangen, damit ohne Gehör bleiben und nur clevere Firmenleiter und Mitarbeiter, die den Durchblick in punkto Wasserchemie des Regenwassers haben, sich von der Empfehlung nicht abhalten lassen und trotzdem Regenwasser einsetzen, um Geld und „Chemie“ für die Wasseraufbereitung zu sparen.

Abbildung 2: Herbert Ney (2.v.re) erläutert den Mitgliedern der fbr-Fachgruppe das Wasserkonzept des Unternehmens“ (Quelle: Clemens Ruck)

*) Michael Wilhelm, Prof. Dr. Peter M. Kunz, Adolf Eiling, Clemens Ruck und Stefan Prakesch sind Mitglieder der fbr-Fachgruppe „Betriebswassernutzung in Industrie, Gewerbe und Kommunen“ der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr); E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! [^]

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