Zeitschrift EE

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2010-04

Solarthermie

Abbildung 1: Luftbild Star City Seoul, 4 Wohnhaus-Türme mit zusammen 1.310 Appartements. Fertigstellung April 2007 nach 4 Jahren Bauzeit.
Foto: POSCO

Weltweit sind Klimaveränderung und zunehmende Siedlungsdichte eine Herausforderung für die Wasserwirtschaft. Zentrale Ver- und Entsorgungssysteme in Ballungsräumen können durch die dezentrale Bewirtschaftung von Regenwasser nachhaltig entlastet werden. Das im Jahr 2007 fertig gestellte Projekt Star City hat durch ein meteorologisch gesteuertes Regenwassermanagement und durch eine außergewöhnliche Form der Subvention Pilotcharakter für andere Großstädte Südkoreas und kann Beispiel sein für Metropolen weltweit.

Star City in Seoul/Südkorea: Regenwassermanagement
Meteorologisch gesteuert, baurechtlich subventioniert

Von Mooyoung Han, Klaus W. König *

Star City ist ein 6,25 ha großes Areal in der Innenstadt von Seoul, auf dem innerhalb von vier Jahren vier unterschiedlich hohe „Wolkenkratzer“ erstellt wurden mit insgesamt 1.310 Wohnungen. Zwischen 4.000 und 5.000 Bewohner fassen die vier Türme. Der kleinste hat 35, der größte 57 Stockwerke. Um die weitere Versiegelung und den damit einhergehenden steigenden Oberflächenabfluss auszugleichen, sollten Regenwassernutzung und Regenwasserrückhaltung die Abflussspitzen extremer Niederschlagsereignisse brechen.

Abbildung 2: Bauphase 2003 bis 2007, nach Fertigstellung zwischen 35 und 57 Stockwerke hoch. Foto: König

Gegen diese Forderung setzte der Investor sich zur Wehr, bis die Bauverwaltung des Bezirkes sich bereit erklärte, das Baufenster um 3% zu vergrößern; das entspricht 40 zusätzlichen Wohnungen. Im Gegenzug dafür hat die Bauherrschaft unter dem niedrigsten der vier Gebäude zusätzlich zu den drei Untergeschossen für Parkplätze ein weiteres für die Retention des Regenwassers gebaut. Drei Ortbetonbehälter mit 2 m Wasserhöhe fassen jeweils 1.000 m³. Der erste Speicher ist ein Puffer zur verzögerten Ableitung bei Starkniederschlägen. Eine automatische Steuerung soll bei entsprechender Wettervorhersage das Volumen über den gedrosselten Ablauf in den Regenkanal entleeren. Dies könnte später, wenn flächendeckend solche Pufferspeicher vorhanden sind, durch eine kommunale Leitzentrale erfolgen, die die Wasserstände der einzelnen Behälter nach einem optimierten Programm für das Kanalsystem abwirtschaftet. Bislang macht der Hausmeister von Star City dies noch nach eigenem Ermessen.
Während der erste Speicher zum Puffern auch Oberflächenwasser von Wegen und Grünanlagen auf dem Grundstück erhält, sind an den zweiten nur die Zuläufe der Dachflächen angeschlossen. Der Regenertrag von dort ist relativ sauber. Er wird für das Spülen der öffentlichen Toiletten in den unteren Etagen der vier Gebäude und für die Bewässerung der Außenanlagen genutzt. Der kalkulierte Bedarf dafür beträgt bis zu 200 m³ täglich im Maximum. Die Stadtverwaltung hat auch ein Interesse, die Erfahrungen dieses Projektes beim Einsparen von Trinkwasser kennen zu lernen. Schließlich liegt der tägliche Bedarf pro Person im Privathaushalt bei 250 Liter, dem Doppelten des deutschen Verbrauchs!

Abbildung 3: Außenanlagen mit Bewässerung aus Regenspeicher Nr. 2, Drainageabfluss am Wegerand führt zurück in den Regenspeicher. Foto: König

In der ersten 12 Monats-Periode wurden 40.000 m³ Regenwasser genutzt und bewirtschaftet, die Regenrückhaltung lag bei 67 % des insgesamt anfallenden Niederschlages auf dem gesamten Grundstück. Der dritte Speicher mit 1.000 m³ Volumen dient der „Vorsorge“. Darunter verstehen die Koreaner Wasservorrat für den Notfall wie Feuer, Erdbeben oder Dürre. Im Katastrophenfall ist gedacht, Regenwasser aus der Zisterne als Trinkwasser freizugeben, bis die reguläre Wasserversorgung wieder sichergestellt ist. Selbstreinigende Filter im Zulauf zu den unterirdischen Speichern stellen sicher, dass die Qualität des Wassers kein Problem ist (es sind deutsche Serienprodukte für Großprojekte zur Regenwassernutzung). Zusätzlich sind Sedimentationsschwellen am Boden der Behälter eingebaut.

Abbildung 4: Regenwasserzentrale im Untergeschoss, Pumpentechnik im Vordergrund, Stahltank im Hintergrund. Foto: König

In Seoul benötigt 1 m³ aufbereitetes Trinkwasser 1, 8244 kWh Energie, 1 m³ aufbereitetes Grauwasser 1,1177 kWh, 1 m³ Regenwasser aber nur 0,0012 kWh. Schon dieser Tatsache wegen interessieren sich jetzt weitere koreanische Großstädte wie Daejon und Busan für das Star City Regenwasserkonzept.

Republik Korea (Südkorea)

Hauptstadt:

Seoul
Fläche:
99.392 km²
Einwohnerzahl:
49.024.737
(Stand Februar 2007)
Bevölkerungsdichte:
489 Einwohner pro km²
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki

 

Seoul
Hamburg
Seoul
Fläche:
608 km² (100 %)
Einwohner:
10.28 Mio. (100 %)
Einwohnerdichte:
17.000 EW/km² (100 %)
Hamburg
Fläche:
750 km² (123 %)
Einwohner:
1,71 Mio. (17 %)
Einwohnerdichte:
2.280 EW/km² (13 %)
Quelle: Thorsten Schütze, fbr-wasserspiegel11/06, Seite 16

*) Dr.-Ing. Mooyoung Han ist Professor an der Seoul National University/-Süd-Korea
Dr.
Klaus König ist Architekt, Sachverständiger für Bewirtschaftung und Nutzung von Regenwasser, Fachjournalist und Vorstandsmitglieder der Fachvereinigung für Betriebs- und Regenwassernutzung (fgb), Überlingen (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) [^]

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