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Innovative Finanzierungsformen für erneuerbare Energie

Ausgangslage

Bis 2030 sollen die Ziele der Klima- und Energiepolitik der EU weiter gesteigert werden. Die Treibhausgasemissionen sollen um 40 % gegenüber 1990 gesenkt werden, die Energieeffizienz um 27 % gesteigert und der Anteil erneuerbarer Energiequellen auf 27 % erhöht werden. Die genannten Zahlen stellen Etappenziele für den Fahrplan der Europäischen Union zu einer CO2-armen Wirtschaft dar, mit dem Ziel, bis 2050 die Treibhausgase gegenüber dem Jahr 1990 um 80 % zu verringern (European Commission, 2017).

Foto: iStock

Das Forschungsprojekt „TrustEE“ aus dem Horizon-2020-Forschungsrahmenprogramm der EU, das von AEE  INTEC geleitet wird, will einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten. TrustEE entwickelt aufbauend auf Ergebnissen und Methoden aus Vorprojekten eine standardisierte und teilautomatisierte Bewertung von Energieeffizienz- und Erneuerbare-Energie-Maßnahmen in der Industrie (siehe auch den Artikel von Jürgen Fluch auf Seite 9 dieser Ausgabe). Damit wird ein innovatives Finanzierungsmodell unterstützt und vorhandene Barrieren wie zu hohe Risikobewertungen oder fehlende Garantien und Versicherungen beseitigt.

Ein paar Zahlen vorweg

Die globalen Investitionen im Energiesektor sind in den letzten Jahren rückläufig, betrugen im Jahr 2015 aber noch immer 1,8 Billionen US-Dollar. Den größten Teil davon machen nach wie vor - mit 45 % vom Gesamtbetrag - Investitionen in Öl und Gas aus. Der Anteil der erneuerbaren Energien ist aber stark am Wachsen, obwohl das Investitionsvolumen in US-Dollar gemessen seit 2011 annähernd konstant geblieben ist1. Zusätzlich konnte die installierte Leistung der Erneuerbaren gesteigert werden, da die Kosten für die Technologien signifikant gesunken sind. Investitionen in Biotreibstoff und in Wärme aus erneuerbaren Energien sind immer noch sehr gering, jene in Windenergie, Photovoltaik und Wasserkraft lagen 2015 bei ungefähr 290 Milliarden US-Dollar (IEA, 2016). Nach einer Studie der Internationalen Energieagentur (2016) sind die Entwicklungen für die Dekarbonisierung der Energieerzeugung jedoch unzureichend, wenn man die globalen Ziele (Beschränkung des Temperaturanstiegs auf 2°C) erreichen will.

Laut der Studie von Sen und Ganguly (2017) ist eine Verdopplung des Anteils erneuerbarer Energien am Gesamtweltenergieverbrauch in den nächsten 15 Jahren technisch und ökonomisch möglich. Handlungsbedarf ist dabei sofort gegeben. Jährliche globale Investitionen in Erneuerbare über alle Sektoren verteilt sollen bis 2020 500 Milliarden US-Dollar übersteigen und von 2020 bis 2030 ist eine weitere Steigerung auf 900 Milliarden jährlich notwendig.

1 https://www.iea.org/newsroom/news/2016/september/world-energy-investment-2016.html

Auftretende Probleme bei der Finanzierung

Um diese Investitionslücke zu schließen und eine rasche Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien zu erreichen, sind einerseits staatliche Förderungen nach wie vor wichtig, wie Sen und Ganguly (2017) anführen. Dafür sind vor allem zwei Gründe im Kontext erneuerbarer Energien und deren Marktdurchdringung anzuführen. „Der Markt braucht Zeit, um sich an die erneuerbaren Technologien anzupassen und derartige Unterstützungen sind wichtig, um die Asymmetrien zu fossilen Energieträgern zu reduzieren, da Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke immer noch stark subventioniert werden (IG Windkraft, 2015)“. Andererseits führen Sen und Ganguly (2017) an, dass damit auch signifikant größere Mengen dieser neuen Investitionen in Erneuerbare aus dem Bereich der privaten Finanzierung kommen müssen, um einen breiten Marktanteil erreichen zu können.

Betrachtet man bestehende Barrieren und Hemmnisse, lassen sich drei Aspekte als größte Schwachstellen der Finanzierung darstellen: Investitionsrisiken, staatliche Förderungen und mangelnde Anreize für Investoren.

Da erneuerbare Energien (renewable energy sources – RES) eine kapital- und technologieintensive Industrie darstellen, werden Investoren mit vielen verschiedenen Unsicherheiten konfrontiert. Hohe Risiken (technisch und wirtschaftlich) lassen Investitionen in RES-Projekte unattraktiv wirken und erhöhen die Kapitalkosten für den Projektumsetzer. Weiters spielen staatliche Förderungen eine wichtig Rolle, da nach wie vor Asymmetrien zu fossilen Energieträgern bestehen. Es wird aber ein massiver Finanzierungsbedarf vorhergesagt und dem Staat steht nur ein begrenztes Budget zur Verfügung. Öffentliche, private und institutionelle Investoren sind daher für zukünftige nachhaltige Entwicklungen wichtig. Momentan wirken RES-Projekte durch lange Rückzahlungsperioden, illiquide Vermögenswerte und hohe regulatorische Abhängigkeiten unattraktiv auf Investoren. Es gilt also Anreize für diese zu schaffen. Risiko und Rendite stellen als Ausgangspunkte jeder Investitionsentscheidung wichtige Faktoren dar. Entscheidend ist eine weitestmögliche Risikoreduktion und gleichzeitig eine Sicherstellung einer adäquaten Rendite.

Investmentfonds als Möglichkeit der privaten Finanzierung

Ein Fonds schafft die Möglichkeit, dass viele Kleinanleger ihr Kapital nach der Idee der Risikostreuung veranlagen, wobei das Kapital fremdverwaltet wird. Das Prinzip der Risikostreuung ermöglicht eine Risikoreduktion, die Losgrößentransformation begünstigt ein Zusammentragen großer Kapitalsummen durch viele kleine Parteien, durch die Fremdverwaltung können Informationsasymmetrien abgebaut werden und umfangreiche rechtliche Vorgaben schaffen Sicherheit für den Anleger. Dadurch können Kapitalkosten für den Projektumsetzer gesenkt und die Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung gesteigert werden. Nachfolgende Grafik stellt die Beziehungen der an einem Investmentfonds beteiligten Parteien dar. Bei der Kapitalanlagegesellschaft ist die Fondsverwaltung konzentriert, die Depotbank ist vor allem für die Verwaltung der dem Fonds zugehörigen Vermögenswerte zuständig und mit den Anlegern, die ihr Geld in den Fonds investieren, schließt sich das sogenannte investmentfondsrechtliche Dreieck. Zusätzlich hat auch die österreichische Finanzmarktaufsicht (bzw. in der Grafik die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht in Deutschland) eine Kontrollfunktion inne.

Abbildung: Investmentfondrechtliches Dreieck. Quelle: AEE  INTEC

Trusts als Möglichkeit der privaten Finanzierung

Ein Trust ist eine Rechtskonstruktion, die im angloamerikanischen Rechtskreis beheimatet ist. Das besondere Charakteristikum eines Trusts ist, dass er die Möglichkeit schafft, mehreren Personen gleichzeitig Rechte auf dasselbe Eigentum zu geben. In der Literatur findet man den sogenannten Unit Trust, ein Trust, der für Finanzierungszwecke verwendet wird. Die allgemeinen Wirkungsweisen eines solchen Unit Trusts auf Anleger und Projektumsetzer können in diesem Forschungsrahmen mit jenen eines Fonds annähernd gleichgesetzt werden. In Österreich werden Trusts aber rechtlich nicht anerkannt.

Nachfolgende Grafik soll einen Überblick über das Beziehungsgeflecht der beteiligten Personen schaffen. Ein Gründer eines Trusts ist im Besitz eines bestimmten Vermögens und möchte dieses übertragen, dabei wird der Rechtstitel auf einen Treuhänder übertragen. Der Begünstigte erwirbt das Recht auf das Trustvermögen zu diesem Zeitpunkt. Der Treuhänder ist solange Verwalter des Vermögens, bis zum Beispiel der Beneficiary seinen Anspruch auf das Vermögen einfordert. Dieser Ablauf hängt stark von dem Zweck des Trusts ab und nach welchen Regeln dieser errichtet wurde. Entscheidende Tatsache ist, dass der Treuhänder nur der rechtliche Besitzer des Trustvermögens ist und es damit nicht zu seinem persönlichen Eigentum zählt.

Abbildung: Beziehungsgeflecht der beteiligten Personen in einem Trust. Quelle: AEE  INTEC

Investitionsrisiken und damit verbunden eine gute Risikoanalyse spielen bei Erneuerbaren-Energie-Projekten eine entscheidende Rolle. Staatliche Fördermaßnahmen sind vorhanden und auch wichtig, aber werden nicht ausreichen, um einen Umstieg auf erneuerbare Energien im gewünschten Ausmaß zu schaffen. Daraus begründet sich die Relevanz der privaten Investitionen in diesem Bereich. Die Attraktivität für Investoren ist derzeit jedoch noch begrenzt, was speziell für industrielle Projekte mit Fokus Energieeffizienz und Integration erneuerbarer Energie gilt. Diese sind im Vergleich mit großen reinen Energieversorgungsprojekten (z.B. Windparks, Wasserkraft) komplex und schwer bewertbar. Fonds und Trusts besitzen das Potenzial, diese Lücken zu schließen. Um die Kosten für anfallende Transaktionskosten zu reduzieren, braucht es eine standardisierte Bewertung, um die Projekte für Investoren aufzubereiten.

Mehrere Studien zu dieser Thematik zeigen die Wichtigkeit der privaten Investitionen im Rahmen der Finanzierung von Erneuerbaren-Energie-Projekten auf. Um die privaten Investitionen anzukurbeln, muss aktiv etwas dafür getan werden. Bestehende Finanzierungsformen sowie innovative Lösungen sind notwendig, um ein breites Spektrum und somit Anreize für Investoren zu schaffen.

Autorenbeschreibung

Pamina Tomka studiert Betriebswirtschaft und Umweltsystemwissenschaften mit Schwerpunkt Volkswirtschaft an der Universität Graz und hat im Bereich „Industrielle Prozesse und Energiesysteme“ bei AEE INTEC ihre Bachelorarbeit verfasst.

Statement

„Unsere Erfahrung zeigt, dass Energieeffizienzmaßnahmen oft nicht weiterverfolgt werden, da die Amortisationszeiten über drei Jahren liegen. Finanzielle Hemmnisse werden auch in vielen Umfragen als großes Hindernis bei der Umsetzung von Maßnahmen in diesem Bereich angegeben. Um Klima- und Energieeffizienzziele zu erreichen, ist es enorm wichtig, Lösungen für diese Probleme zu entwickeln.“

Konstantin Kulterer, Senior Expert für Energieeffizienz in Industrie und Gewerbe, Österreichische Energieagentur

Abbildung: Porträt von Konstantin Kulterer

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