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Solartechnologien für die arabischen Märkte

Von Peter Hausberger

Die Firma TiSUN GmbH entwickelt, produziert und vertreibt seit über 25 Jahren Komplettsysteme zur Nutzung thermischer Solarenergie. Bereits 2005 lag die Exportquote bei 60 %, dabei wurden vor allem Deutschland, Schweiz, Südtirol und Belgien beliefert. Ein Jahr später wurden die Aktivitäten auf die Länder Frankreich, Spanien und Italien ausgedehnt und 2008 ist die Firma auf 21 Exportmärkten in 39 Ländern, der EU27, Nordamerika, Südamerika, Afrika und dem mittleren Osten aktiv. Im Jahr 2016 lag der Exportanteil der TiSUN GmbH bei 78 % des Gesamtumsatzes.

Abbildung: Fakultät der Wissenschaften in Kuwait City, auf der von Mai – September 2017 eine 1 173 m² große Solaranlage entsteht. Quelle: TiSUN GmbH

Aktivitäten im arabischen Raum

Im arabischen Raum starteten die Aktivitäten im Jahr 2008. Die Gründung von TiSUN GCC Ltd. erfolgte im Jahr 2009. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Abu Dhabi und betreut auch die Märkte in Bahrein, Katar, Irak, Jordanien, Libanon, Oman und Saudi-Arabien.

Aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung im arabischen Raum amortisieren sich solarthermische Anlagen oft schon innerhalb von weniger als fünf Jahren und stellen infolgedessen die ideale Lösung zur nachhaltigen Energiegewinnung dar. Durch sorgfältige Auslegung werden Stagnationszeiten minimiert bzw. durch Gegenmaßnahmen wie Stagnationskühler verhindert. Durch die klimatischen Bedingungen sind generell groß dimensionierte Speicher von Nöten.

Die Projekte werden von den österreichischen Experten geplant, die Komponenten stammen gemäß dem One-Stop-Shop-Prinzip alle aus Österreich und die Montage vor Ort erfolgt mit lokalen Partnern, wobei bei Bedarf Bauaufsicht bzw. Unterweisung durch österreichisches Personal erfolgen. Über die Schwesterfirma in Abu Dhabi werden weitere Dienstleistungen wie Fernüberwachung oder Serviceverträge angeboten. Die größten Herausforderungen bei den Projekten sind die lange Projektdauer, da diese im arabischen Raum viele Instanzen durchlaufen. Durch die zahlreichen Instanzen kommt es auch durchaus vor, dass zum Beispiel beteiligte Consultants Änderungswünsche vorbringen, die in der Folge zu berücksichtigen sind.

Derzeit werden einige Großprojekte in der arabischen Region umgesetzt. Beispielhaft dafür sind die Solarthermie-Anlagen auf den Gebäuden des Universitätscampus Kuwait City, die Umsetzung von 1 007 Systemen auf der Insel Yas sowie der Einsatz von österreichischen Anlagen beim Neubau des Stadtteils Msheireb in Katars Hauptstadt Doha.

Kuwait City

Für die Fakultät der Wissenschaften auf dem neu entstehenden Universitätscampus von Kuwait City wird von Mai - September 2017 eine thermische Solaranlage mit 1 173 m² Kollektorfläche, einem erwarteten Solarertrag  von jährlich 670 MWh sowie einer Einsparung von 356 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr installiert.
Diese Anlage liefert den 7 700 Studenten und Akademikern nicht nur ca. 65 000 Liter Warmwasser am Tag, vielmehr können die Studentinnen und Studenten dieser Fakultät die Anlage auch für Forschungsprojekte im Zuge ihrer Ausbildung nutzen. Die Forschungsdaten werden den Studenten grundsätzliches Wissen über Solarthermie vermitteln sowie Solarthermie als sehr leistungsfähige Form der Nutzung von erneuerbarer Energie veranschaulichen. Die Anlagen verfügen über fünf Stagnationskühler, die den extremen klimatischen Bedingungen angepasst wurden, sowie über eine modulare Großanlagenpumpengruppe und eine komplette sensorische Ausrüstung. Die Anlage ist auch mit Internetanbindung ausgestattet – somit kann die Installation praktisch zu jeder Zeit von jedem Ort überwacht und im Bedarfsfall sogar umprogrammiert werden. In der Praxis werden die Anlagenverantwortlichen auf die Fernüberwachung eingeschult, TiSUN bzw. TISUN GCC kann sich bei Bedarf auf die Anlage einklinken. Für die Zukunft ist der Ausbau der Anlage für solare Kühlung angedacht.

Abbildung: Überblick über West-Yas, Abu-Dhabi, 1 007 Solarwarmwassersets mit einer Gesamtkollektorfläche von 7 800 m² wurden hier im ersten Halbjahr 2017 installiert. Quelle: TiSUN GmbH

Insel Yas

Auf der Insel Yas in Abu Dhabi wurden im ersten Halbjahr 2017 1 007 Solarwarmwassersets mit einer Gesamtkollektorfläche von 7 800 m² installiert. Um den dortigen Umweltbedingungen gerecht zu werden, wurden eigene Sandfilter  entwickelt. Diese verhindern den Eintritt von Sand in den Kollektor, ohne dabei die Luftzirkulation nach außen wesentlich zu beeinträchtigen. Der solare Deckungsgrad jeder Einzelanlage beträgt rund 90 %. Bei den Anlagen handelt es sich um Systeme mit je 3 Modulkollektoren zu je ca. 2 m² Bruttokollektorfläche, die 20° gegenüber der Horizontalen geneigt werden. Als Speicher kommen emaillierte Brauchwasserspeicher mit je 400 Litern Fassungsvermögen und einem Solarregister zum Einsatz. Alle Komponenten stammen aus Österreich und die Anlagen werden schlüsselfertig geliefert.

Msheireb in Doha, Katar

Ein weiteres Großprojekt mit über 100 Gebäuden, die mit Solaranlagen ausgerüstet werden, insgesamt ca. 2 000 bis 2 500 m² je nach Umsetzung, wird im Stadtteil Msheireb in Doha, Katar realisiert. Um die Gebäude mit möglichst effizienten Solaranlagen auszustatten, wurden individuelle Planungen durchgeführt. Die Planungen umfassen die Erstellung der individuellen Hydraulikschemata, Verrohrungspläne  sowie Simulationen in Polysun 10.0. Die Pilotanlage hat eine Kollektorgesamtfläche von 64 m2 und die Anlagen werden mit Großflächenkollektoren realisiert. Dies bedeutet einerseits eine gewisse logistische Herausforderung, andererseits werden Montagezeiten vor Ort deutlich reduziert. Sämtliche Komponenten wie 2-Strang-Solarstationen, Regler mit Fernüberwachung und Speicher kommen aus Österreich. In dieser Anlage dienen die Solarspeicher der Vorerwärmung des Trinkwassers. Somit wird die gesamte gespeicherte Solarenergie genutzt, da das Kaltwasser durch die Vorwärmspeicher fließt. Die Nachheizung erfolgt über Gaskessel.

Nach der Pilotanlage werden Schritt für Schritt die nächsten Gebäude mit Solaranlagen ausgerüstet. Die Pilotanlage dient unter anderem dazu, das lokale Personal mit der Installation der Komponenten vertraut zu machen.

Resümee und Ausblick

TiSUN ist bereits seit über 20 Jahren im Export von kompletten Solarsystemen tätig und konnte sich dadurch eine große Expertise aufbauen. Wenn es um den Ausbau  von solarer Nutzung in den arabischen Märkten geht, wird das Expertenwissen aus Österreich sehr geschätzt. Zu den größten Herausforderungen in Bezug auf Projekte im arabischen Raum zählen lange Projektdauer sowie häufige Änderungen der Spezifikationen, derzeit sind jedoch ca. 100 Projekte im arabischen Raum in der Projektpipeline und damit in Bearbeitung. Die Strategie ist es, schlüsselfertige Solaranlagen im One-Stop-Shop-Prinzip anzubieten, um den Auftraggebern als einzige Anlaufstelle zu dienen.

Autorenbeschreibung

Peter Hausberger, MA, Customer Competence Center Technical Services bei TiSUN. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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