Zeitschrift EE

Monitoring von solarthermischen Großanlagen

Von Mario Sedlak

Seit 2010 fördert der österreichische Klima- und Energiefonds große Solarwärme-Anlagen. Ausgewählte Projekte wurden von „AEE Institut für Nachhaltige Technologien“ (AEE INTEC) bzw. AIT (Austrian Institute of Technology) über einen Zeitraum von mehreren Jahren jeweils ein Jahr lang im Echtbetrieb wissenschaftlich beobachtet. Die Experten der AEE können alle Arten von Solarthermie­nutzung im Echtbetrieb prüfen und etwaige vorhandene Optimierungspotenziale finden.

Auf den folgenden Seiten stellen wir einige Anlagen zum Zeitpunkt des jeweiligen Monitorings 1 kurz vor. Ein Kriterium für die Auswahl war, die Vielfalt an möglichen Kombinationen bei den solarthermischen Großanlagen abzubilden. Zu allen Anlagen gibt es ausführliche Monitoringberichte online; für detaillierte Informationen greifen Sie bitte auf diese Berichte zu.

Die Fernwärme Graz ist einer der österreichischen Vorreiter bei der Erzeugung von Wärme aus großen Solaranlagen. Foto: picfly.at | Thomas Eberhard

Bei einigen Anlagen konnten mit Hilfe der Begleitforschung Optimierungspotenziale identifiziert und gehoben werden – was einmal mehr zeigt, wie sinnvoll es ist, Solaranlagen im laufenden Betrieb überprüfen zu lassen.

1 Die Monitoringberichte für die hier vorgestellten Anlagen umfassen den Zeitraum 2010 bis 2012 und geben den Status zu diesem Zeitpunkt wieder. Anlagen können in der Zwischenzeit verändert worden sein. Die Erkenntnisse aus dem Monitoring sind für ähnlich konzipierte Anlagen immer noch von Relevanz. Die detaillierten Informationen zu den einzelnen Anlagen finden Sie in den Berichten des jeweiligen Jahres auf der Homepage www.solare-grossanlagen.at. Wir haben bei jeder Anlage dazugeschrieben, in welches Berichtsjahr das Monitoring gefallen ist.

KATEGORIE EINSPEISUNG IN WÄRMENETZE

Fernheizwerk Graz Süd

  • 489 kWh/m2a
  • 0,12 % solarer Deckungsgrad
  • 2490 m2 2-fach abgedeckte Flachkollektoren
  • kein Pufferspeicher

Die größte österreichische solarthermische Anlage ist erweitert worden. Trotz ho­hem Temperaturniveau des Fern­wärme­netzes, in das direkt eingespeist wird, ist der Ertrag sehr gut. Durch eine genauere Drehzahl­regelung konnte eine verbesserte Anpassung des Volumenstroms an die schwankende Sonnen­einstrahlung erreicht werden, was eine konstantere Vorlauf­temperatur und somit ein höheres Potenzial zur Netzeinspeisung be­deutet. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2011.

Foto: S.O.L.I.D.

Nahwärme Eibiswald, Stmk.

  • 431 kWh/m2a
  • 12 % solarer Deckungsgrad (im Sommer bis 91 %)
  • 2450 m2 Flachkollektoren, tw. 2-fach abgedeckt
  • 105 + 68,5 m3 Pufferspeicher

Bei dieser Anlage wird die Sonnenenergienutzung mit einem Bio­masse-Heizwerk kombiniert. Sommerliche Überschüsse werden für die Hackgut-Trocknung verwendet. Pufferspeichermanagement und Kesseleinsatz zeigten keinerlei Optimierungspotenzial. Die Kombination, insbesondere die kaskadische Nutzung unterschied­licher Kollektortypen, erwies sich als effiziente, kostengünstige Option. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2011.

Foto: AEE INTEC

Salzburg Lehen

  • 533 kWh/m2a
  • 25 % solarer Deckungsgrad
  • 2048 m2 Flachkollektoren
  • 200 m3 Pufferspeicher

Das Besondere dieses Projekts ist eine speichergekoppelte Wärmepumpe, die Solarerträge geringer Temperatur als Wärme­quelle nutzt und somit einen erheblichen Anteil am vergleichsweise hohen spezifischen Solarertrag hat. Gleichzeitig vergrößert das er­ zielte tiefe Temperaturniveau im unteren Teil des Puffer­speichers das nutzbare Speichervolumen. Die mittlere Laufzeit der Wärme­pumpe ist außerordentlich hoch, da nur ein Teil der Grundlast abge­deckt wird. Das Konzept hat sich bewährt. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2011.

Foto: AEE INTEC

Nahwärme Weichstetten, St. Marein, OÖ

  • 421 kWh/m2a
  • 8 % solarer Deckungsgrad
  • 250 m2 Flachkollektoren
  • 20 m3 Pufferspeicher

In diesem Fallbeispiel entlasten die Sonnenkollektoren einen Hackgutkessel. Relativ niedrige Vor- und Rücklauftemperaturen ermöglichen einen effizienten, ertragreichen Betrieb der Solar­anlage. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: Nahwärme Weichstetten

Nahwärme Großklein, Stmk.

  • 418 kWh/m2a
  • 7,8 % solarer Deckungsgrad
  • 485 m2 Flachkollektoren
  • 50+5 m3 Pufferspeicher

Hier werden die Sonnenkollekto­ren mit einem Biomasse­kessel und zwei Ölkes­seln kombiniert. Zwei dezentrale Kollektorflächen versorgen primär ein Ärztezentrum und speisen Überschüsse in das Nahwärmenetz ein. Durch eine umgesetzte Optimierung konnte das Auftreten von unnötigen Pumpen- und Rohrverlusten reduziert sowie eine Durch­mischung sekundärseitiger Pufferspeicher vermieden werden. ­ Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: AEE INTEC

Krankenhaus Elisabethinen, Graz

  • 504 kWh/m2a
  • 49 % solarer Deckungsgrad
  • 362 m2 Flachkollektoren
  • 20 m3 Pufferspeicher

Das ist ein Beispiel für eine Kombina­ tion von Sonnen­ energie mit Fern­ wärme in einem Mikronetz. Die An­lage zeigt ein­ drucksvoll die Leistungsfähigkeit solarthermischer Systeme unter guten Auslegungs- und Betriebsbedingungen. Niedertemperatur­wärmeabgabesysteme, die sogar im Sommer angefordert werden, sorgen für hohe Solarerträge. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2011.

Foto: AEE INTEC

Bundessportzentrum Faaker See, Faak, Kärnten

  • 324 kWh/m2a
  • 8 % solarer Deckungsgrad
  • 250 m2 Flachkollektoren
  • 25 m3 in 6 Pufferspeichern

Hauptwärmelieferanten sind hier zwei Ölkessel. Es handelt sich um eine komplexe Wärmeversorgungsanlage mit über­dimensionierten Frischwas­sermodulen, wodurch hohe Tempera­turniveaus und hohe Volumenströme resultieren. Eine Vielzahl an Einzel­speichern führte zu hohen Wärmeverlusten. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: AEE INTEC

Nahwärme Schillerstraße, Gleisdorf, Stmk.

  • 335 kWh/m2a
  • 2 % solarer Deckungsgrad
  • 250 m2 Flachkollektoren
  • 2 × 15 m3 Pufferspeicher

Die Kollektoren decken weitge­hend den Sommerbedarf ab. Pro­blematisch sind hohe Netztemperaturen, die für einzelne Kunden benötigt werden. Diese sollen in Zukunft dezentral ver­sorgt werden. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: STEWEAG GmbH

Nahwärme Düringer, Schwarzenberg, Vbg.

  • 257 kWh/m2a
  • 9,7 % solarer Deckungsgrad
  • 100 m2 Vakuumröhrenkollektoren
  • 3 m3 Pufferspeicher

Die Sonnenenergienutzung wird hier mit Hackgut- und Ölkesseln kombiniert. Aufgrund eines zu geringen Aufstellwinkels (20 Grad statt 30 Grad) bleiben Schmutz und Schnee auf den Kollektoren liegen. Weil der Speicher klein ist und im Som­mer wenig Wärme benötigt wird, kommt es in der Jahreszeit häufig zur Stagnation der Solaranlage. Der gemessene Wirkungsgrad ist gleich wie bei Flachkollektoren. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: AIT

KATEGORIE SOLARE PROZESSWÄRME

Fleischwaren Berger, Großklein, NÖ

  • 408 kWh/m2a
  • 3,5 % solarer Deckungsgrad
  • 1067 m2 2-fach abgedeckte Flachkollektoren
  • 60 m3 Pufferspeicher

Hier kam erstmals in Österreich ein Montagesystem basierend auf Stahlankern zum Einsatz. Spezielle, in das Erdreich ge­bohrte Stahlanker sorgen da­ bei für den Entfall von Beton­ballast und für eine einfache Nivellierung der Unter­kon­struktion. Dadurch werden Kosten reduziert und die Sicherheit bei Windbelastung erhöht. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: S.O.L.I.D.

Beschlägefabrik Julius Blum, Gaißau-Höchst, Vlbg.

  • 442 kWh/m2a
  • 6,3 % solarer Deckungsgrad
  • 460 m2 Vakuumröhrenkollektoren ohne Glykol
  • 2 × 8 m3 Pufferspeicher

Neben den Sonnenkollek­toren stehen in dieser An­lage Gaskessel und die Abwärme von zwei Kom­pressoren als Wärme­quellen zur Verfügung. Die ­Solarwärme wird hauptsächlich für Beschichtungsbecken (70 °C) verwendet. Ansonsten unterstützt sie die Raumwärme­versorgung. Aus dem Monitoring ergab sich, dass die Frostschutzschaltung der Solaranlage aufgrund falscher Messwerte unnötig aktiviert worden ist. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: Ritter XL Solar

Fixkraft Kraftfutter, Enns, OÖ

  • 343 kWh/m2a
  • 324 m2 Flachkollektoren
  • 6 m3 Pufferspeicher

Die Solaranlage dient zur Vorwärmung von 15 bis 26 Kubikmeter Frischwasser je Tag, was andernfalls mit zwei Gaskesseln erfolgt. Wichtig war bei diesem Pro­jekt, dass auch Abwärme (Rauchgas und Brüdendampf) effizient genutzt werden. Eine beträchtliche Steigerung des solaren Ertrags um rund 24 Prozent könnte bei einer Vergrößerung des Puffer­speichervolumens von 6 Kubikmeter auf 14 Kubikmeter erreicht werden. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: Fixkraft Futtermittel GmbH

Holztrocknung Reich, Gurten, OÖ

  • 473 kWh/m2a
  • 60 % solarer Deckungsgrad
  • 102 m2 Flachkollektoren
  • 10 m3 Pufferspeicher

Die Trocknung von Hackgut erfolgt zu 100 Prozent mit Son­nenenergie. Außer­ dem unte­­rstützt die Solaranlage einen Holzofen. Die Menge des zu trocknenden Hackguts wird auf das zur Verfügung stehende Angebot solarer Wärme angepasst. Im Winter erfolgt keine Trock­nung; dann wird die Solarenergie für Heizung und Warmwasser verwendet. Die Trocknung läuft mit einer Photovoltaik-Anlage. Deshalb kann die Betriebszeit nicht ausgedehnt werden und Wärmeüber­schüsse im Speicher bleiben ungenutzt. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: Rupert Reich

KATEGORIE HOHE SOLARE DECKUNGSGRADE

Seniorenwohnheim Großklein, Stmk.

  • 309 kWh/m2a
  • 19,3 % solarer Deckungsgrad
  • 120 m2 Flachkollektoren
  • 4 × 1,5 m3 Pufferspeicher

Die Sonnenenergie ersetzt hier Fernwärme. Im Sommer erfolgt sogar eine Rückspeisung ins Fernwärmenetz. Aufgrund durchgängig hoher Speicher­temperaturen kam es zu relativ hohen Wärmeverlusten und Kühlraumabwärme konnte nicht genutzt werden. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: AEE INTEC

Landgasthaus Schwab, Gleisdorf, Stmk.

  • 352 kWh/m2a
  • 37,1 % solarer Deckungsgrad
  • 101 m2 Flachkollektoren
  • 6,2 m3 Pufferspeicher

Wärmequelle neben der Sonne ist hier ein Ölkessel. Die Solar­anlage produziert im Sommer Überschüsse. Im Winter könnte einer von zwei Warmwasser­speichern weggeschaltet wer­den, um Wärmeverluste zu ver­kleinern. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: AEE INTEC

Sternen Hotel Wolfurt, Wolfurt, Vbg.

  • 356 kWh/m2a
  • 15 % solarer Deckungsgrad
  • 167 m2 Flachkollektoren
  • 2 × 2,5 m3 Pufferspeicher

Das Hotel ist an die örtliche Nahwärme angeschlossen. Auf­fallend war, dass die Zirkulationsverluste den eigentlichen Warmwasserverbrauch übertrafen. Ein Kollektorfeld war hydraulisch schlechter durchströmt, weshalb es zu höheren Austrittstemperaturen gekommen ist. Teilweise wurde so­gar die Siedetemperatur (170 °C) überschritten. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: Sternen Hotel Wolfurt

Trotec Büro- und Fertigungsareal, Marchtrenk, OÖ

  • 695 kWh/m2a
  • 42 % solarer Deckungsgrad
  • 160 m2 Flachkollektoren
  • 3 m3 Pufferspeicher + 2700 m2 Erdspeicher

Sonnenenergie wird hauptsächlich in den Erdspeicher eingebracht, der als Quelle für die Wärmepumpe dient. Die Optimierung der Betriebsmodi in dieser Kombination hat sich als sehr komplex herausgestellt. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2012.

Foto: Trotec

ETG Sonnenhaus, Rankweil, Vorarlberg

  • 213 kWh/m2a
  • 97 % solarer Deckungsgrad
  • 121 m2 Flachkollektoren
  • 8 m3 Pufferspeicher + Fundamentplatte

Der solare Deckungs­ grad ist beachtlich hoch. In Folge dessen ist jedoch der spezifi­sche Ertrag gering und es gibt ungenutzte Überschüsse (Stillstandszeiten) im Sommer. Aufgrund der häufigen Schalt­zyklen der Wärmepumpe im Teillast­ betrieb wird der Kühl­betrieb ineffizient. Als Abhilfe könnte ein Kältespeicher eingesetzt werden. ­ Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: AIT

KATEGORIE KLIMATISIERUNG

Hotel Metbräu, Brodersdorf, Stmk.

  • 382 kWh/m2a
  • 102 m2 zweifach abgedeckte Flachkollektoren
  • 3 × 2 m3 Pufferspeicher

Es wurde ein geringer Wir­kungsgrad der Kältemaschine gemessen. Als Ursache wurde ermittelt, dass der Betreiber die Kältemaschine manuell ein- bzw. ausschaltete – ungeachtet der aktuellen Temperaturverhältnisse im System. Häufig waren im Puffer­speicher die erforderlichen 65 °C für die Absorptionskälte­maschine nicht vorhanden. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2010.

Foto: steirischursprung.at

Fruchtsaftproduktion Krispel, Markt Hartmannsdorf, Stmk.

  • 374 kWh/m2a
  • 30 % solarer Deckungsgrad
  • 100 m2 zweifach abgedeckte Flachkollektoren
  • 20 m3 Pufferspeicher

Die Sonnenenergie dient hier einer Absorptionskälte­ maschine, einzelner Pro­zesse der Fruchtsafther­stellung sowie der Raum­heizung und Warmwasser­bereitung des Betriebs. Die Effizienz der Kälte­gene­rierung ist mittelmäßig, aber unter den vorherrschenden Be­triebsbedingungen und verwendeten Komponenten bzw. Kon­figurationen praktisch nicht verbesserungsfähig. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2011.

Foto: AEE INTEC

Pumpenfabrik Kral, Lustenau, Vbg.

  • 487 kWh/m2a
  • 72 % solarer Deckungsgrad
  • 553 m2 Vakuumröhrenkollektoren ohne Glykol
  • Therm. Kältemaschine 150 kW
  • 15 m3 Wärmespeicher
  • + 10 m3 Kältespeicher

Die thermische Kältemaschine bildet in dieser Anlage ge­ meinsam mit einer 150-kW-Kompressionskältemaschine und einer reversiblen Wärme­pumpe, die 115 kW­ leistet, ein hybrides Kälte­ver­sor­gungs­konzept mit gemein­samer Rückkühlanlage. Das Monito­ring ergab unter anderem, dass die Frostschutzschaltung der Solaranlage durch Einbeziehung der Außentemperatur optimiert werden könnte, so­ dass hierfür weniger Wärme gebraucht wird. Details finden Sie im Endbericht des Jahres 2011.

Foto: AEE INTEC

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