Zeitschrift EE

erneuerbare energie: 1.2021

Bürgersolarkraftwerke jetzt auch in NÖ

Wo immer der Bevölkerung die Finanzierung von sauberen Kraftwerken angeboten wird, ist das Interesse groß und steigt die Zustimmung für die Energiewende. Auch in Niederösterreich haben die Beteiligungsprojekte „Schwung reingebracht“ …

Text: Mario Sedlak

In vielen Gemeinden und Bundesländern Österreichs gibt es schon lange Kraftwerke, die von Bürgern finanziert wurden. Am 18. November 2020 hat erstmals auch das Land Niederösterreich etwas derartiges angeboten. Die Nachfrage war riesig: bereits nach 13 Minuten waren alle 2.500 Solarmodule finanziert. Wer zu langsam war, musste sich gedulden, aber bald wurden weitere Anteile offeriert. Bis März dieses Jahres wurden insgesamt rund 10.000 Module verkauft, damit ist die „Warteliste“ abgebaut. Für Neueinsteiger wird es Ende des Jahres die nächste Ausschreibung geben, aber man wird auch da wieder schnell zugreifen müssen. Wer kein Internet hat, kann telefonisch sein Interesse bekunden. „Alle sollen mitgenommen werden – Jung und Alt“, sagt Daniel Berger von der Energieund Umweltagentur des Landes NÖ (eNu), die die Ausschreibungen durchführt. Bis 2024 sind noch 40.000 weitere Module zu vergeben. Dann ist das Potenzial auf den Dächern von 150 Landesgebäuden – z. B. Kliniken, Museen und Amtshäusern – vollständig genutzt. Freiflächenanlagen sind nicht geplant. Die Module stammen vom österreichischen Hersteller Energetica und haben eine Nennleistung von 390 Watt. Insgesamt ergeben sie rund 20 Megawatt, was rechnerisch für die Versorgung von 5.000 Haushalten reicht.

Auch das Dach des Landesmuseums in St. Pölten (rechts im Bild) wird mit einem Bürgersolarkraftwerk versehen. Foto: NÖ Landeskommunikation

KONDITIONEN

Investoren bekommen einen Zinssatz von 1,75% pro Jahr garantiert. Sie können maximal fünf Anteile zu je 900 € erwerben (auch wenn sie nicht in Niederösterreich wohnen). Das Geld wird ihnen jährlich samt Zinsen zurückgezahlt – immer am 3. Mai, dem „internationalen Tag der Sonne“, und zwar zehn Jahre lang. Dann haben sie insgesamt 88,90 € Zinsen pro Anteil erhalten. Das sind nicht einmal 1 % pro Jahr, weil ein Zehntel des Kapitals jährlich zurückgezahlt und in den Folgejahren natürlich nicht mehr verzinst wird. Trotz schrumpfenden Anlagekapitals bleiben die Zahlungen aber über zehn Jahre konstant. D. h. in den ersten Jahren werden nicht die ganzen Zinsen ausbezahlt, aber über die gesamte Laufzeit erhält man eine Rendite von genau 1,75 % pro Jahr. Ein vorzeitiger Ausstieg ist möglich. Da bekommt man am nächsten 3. Mai das ausstehende Kapital samt 1,75 % Rendite zurück, allerdings abzüglich 150 € Verwaltungskosten. Risiken – etwa dass ein Modul vorzeitig kaputt geht – haben die Investoren nicht zu tragen, und auch sonst haben sie keine Pflichten oder Rechte. Somit sind 1,75 % eine durchaus attraktive Alternative zum Sparbuch. Private Errichter von Photovoltaik-Anlagen zahlen Investoren 3 % und mehr pro Jahr, aber da gibt es dann auch ein gewisses Ausfallsrisiko.

NUTZEN FÜR DIE ALLGEMEINHEIT

Das Land Niederösterreich könnte sich am Kapitalmarkt günstiger finanzieren als mit den Bürgerkraftwerken. Politisch ist es jedoch klug, die Bevölkerung an den Gewinnen der Ökostromnutzung teilhaben zu lassen. Vor allem der Eigenverbrauch des Solarstroms ist profitabel, daher werden die ersten Photovoltaikanlagen auf Gebäuden errichtet, die viel Strom benötigen, wie z. B. Kliniken. Mit der Planung, Errichtung und Betreuung der Anlagen werden nach Möglichkeit regionale Firmen beauftragt, sodass Betriebe in der Region gestärkt werden. „Das schafft ,Green Jobs‘ und einen wirtschaftlichen Aufschwung in herausfordernden Zeiten“, betont eNu-Geschäftsführer Dr. Herbert Greisberger.

www.sonnenkraftwerk-noe.at

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