Zeitschrift EE

Unser Energiehaus

Wir veröffentlichen in unregelmäßiger Folge Erfahrungsberichte zur Gewinnung und Nutzung erneuerbarer Energie aus beispielhaften Anlagen. Haben Sie auch eine besondere Anlage im Betrieb oder interessante Erfahrungen gemacht? Schicken Sie uns eine kurze Nachricht an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Bericht: Werner Birnstingl

Ende der 70er-Jahre bauten meine Frau und ich ein Einfamilienhaus mit 160 m² Wohnfläche auf zwei Etagen mit kompletter Unterkellerung. Das Obergeschoß wurde so geplant, dass daraus ohne viel Zusatzaufwand eine eigenständige Wohnung entstehen kann. Das wurde zwar bis heute nicht verwirklicht, wird aber vielfach noch von den beiden Kindern mit Begleitung bei deren Besuchen und auch von sporadischen Gästen genutzt.

Unser Streben und Denken bezüglich Energieeffizienz haben wir damals schon in die Planung und Umsetzung des Baus einfließen lassen. Mit den vorhandenen, nicht allzu üppigen Mitteln wurde das Haus in kubischer Form mit wenig Nischen oder Buchten errichtet und als Wärmedämmung die übliche Variante mit 30er-Hochlochziegeln samt Thermoputz verwendet. Holzfenster mit einfacher Thermoverglasung waren damals Stand der Technik. Als Heizung kam – wegen der Verfügbarkeit aus dem eigenen kleinen Waldgrundstück – Holz kombiniert mit Kohle in einem Festbrennstoffkessel und ein 500-Liter-Warmwasserspeicher zum Einsatz. Ein paar Jahre später wurde eine Eigenbau-Solarthermie mit 9-m²-Absorptionsfläche installiert, die nach 28 Betriebsjahren noch heute gute Energie liefert.

Speicherschema und Wärmepumpe: 5.047 Betriebsstunden mit 83.074 kWh Wärmeerzeugung

Nach 24 Jahren Betrieb hatte der Festbrennstoffkessel ausgedient, und wir überlegten uns den Einbau einer Hackschnitzelanlage. Aber eine vorbeiführende Erdgasleitung und ein günstiges Angebot der Gasgesellschaft gaben den Ausschlag, eine Gastherme zu installieren. Die dadurch für uns höheren Heizkosten wurden durch enorme Verbesserung an Heizkomfort und praktisch fast keinem Aufwand an Arbeit und Bedienung wettgemacht.

Die Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten für Energieeinsparungen im privaten Hausbau sowie der Zahn der Zeit haben uns 2010 veranlasst, eine energetische Sanierung des Hauses durchzuführen. Nicht zuletzt waren auch die Förderungen für umfassende Althaussanierungen und diverse energiesparende Maßnahmen ein starker Anreiz.

Wärmegewinnung mit der Solarthermie 19.176 kWh (laut Display­Anzeige Wärmetauscher)

Die Sanierung und energetische Verbesserung wurde in folgenden Schritten durchgeführt:

  1. Ermittlung der thermischen Schwachstellen des Hauses mittels Wärmebildkamera und Erstellung eines umfassenden Sanierungsvorschlags. Der durch ein befugtes Planungsbüro erstellte Energieausweis zeigte schließ- lich einen sehr niedrigen spezifischen Heizwärmebedarf von 56 kWh/m².
  2. Austausch der Fenster und Terrassen- bzw. Balkontüren. Die Wahl fiel auf Holzverbundfenster und -türen mit verstärkten Holzrahmen, gedämmter Aluschale und 3-fach-Thermoverglasung; dazu motorisch betriebene Rollos, die übers Jahr gesehen sowohl als Kälte- als auch als Sonnenschutz von Vorteil sind.
  3. Wärmedämmung an den Außenwänden. Wärmeverbundsystem mit 10-cm-EPS-Platten (Lambda = 0,033)
  4. Wärmedämmung der Obergeschoßdecke. Der Boden des unbeheizten Dachraums wurde mit 15-cm-Verbundplatten aus EPS ausgelegt (Kaltdach)
  5. Austausch der Heizquelle mit einer großflächigen Sole-Wasser-Erdwärmepumpe. 1000-Liter-Pufferspeicher mit je einem Wärmetauscher für Solarthermie und Brauchwasser. Leistung des Kompressors: 4,4 kW; verlegt wurden 4 x 200 m Rohrleitungen in 1,1 m Tiefe.
  6. Anbindung der vorhandenen Solarthermie an die Wärmepumpe
  7. Einbau eimer Fußbodenheizung. In Diele, Vorraum, Badezimmer und Wohnküche wurde ein Niedertemperatur-Kreislauf der Wärmepumpe unter Fliesenplatten eingebaut.
  8. Installierung einer freistehenden Photovoltaikanlage. 23 PV-Paneele à 320 Watt auf einem Trecker montiert, der sich in vertikaler Achse von 0 bis 340 Grad und in der Neigung von 10 bis 90 Grad motorisch rechtwinkelig zur Sonnenstrahlung ausrichtet. Vergleiche mit den Erträgen von stationären Anlagen ergaben inzwischen eine Mehrproduktion von 50 bis 60 Prozent.

Resümee der Sanierung

Die Sanierung des Hauses wurde 2011 abgeschlossen, und nach nunmehr acht Jahren Betriebs- und Erfahrungszeit kann eine erfreuliche Bilanz gezogen werden:

Ökonomisch betrachtet ergibt sich trotz beeindruckender Energiegewinnung und öffentlicher Förderung eine Abschreibedauer der Investition in Wärmepumpe und Photovoltaik von cirka 24 Jahren. Dies liegt auch an der ungleichen Bewertung (3 zu 1) von Strombezug aus dem Netz und rückgespeistem Überschuss-Strom. Aufgrund des hohen Stromverbrauchs der Wärmepumpe und geringer PV-Erzeugung in der kalten Jahreszeit fallen pro Monat 50 bis 60 Euro Kosten an. Vor der energetischen Sanierung beliefen sich die Strom- und Gaskosten auf 220 Euro monatlich.

Die Strombilanz: Das Ergebnis aus der Erzeugung abzüglich der Einspeisung und dem Haushaltsverbrauch ist der effektive Strombezug vom EVU, der ausschließlich an den sonnenarmen Tagen erfolgt.

Ökologisch sieht die Sache wesentlich besser aus. Es ist beruhigend zu wissen, dass man quasi energieautark, umweltbewusst ist und keine fossile Energie verbraucht. Der Fokus liegt zukünftig sicher auf mehr Nutzung des überschüssigen PVStroms (Speicher, Verbraucher).

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